MOND AM TAG
für Papa
einmal im jahr
fahren wir an einen ort
wo wir unter einem rohr schlafen
in läuft wind
dem magischer
im rohr ist ein loch
mein onkel schnitzte einen pflock
der passte genau hinein
mit dem wind blasen wir ballons auf
und schießen auf sie
mit brennenden pfeilen
wir treffen die ballons
und sie brennen
die nacht sieht aus wie der tag
und der mond
ertrinkt
in goldenen wolken
MONDVAGABUNDEN
mein onkel sagt
dass wir jetzt ganz allein sind
und wir uns wie einsame menschen
verhalten sollten
mein onkel ist mein bester freund
ich nicke
und sage
dass wir in der einsamkeit zu zweit sind
/
die leute nennen uns vagabunden
mein onkel sagt
ein vagabund ist ein mensch
der allein ist
das gefällt mir so sehr
dass ich mir das wort vagabund
tätowieren lasse
mit edding auf die hand
/
abends schliefen welche bei unserem caravan
und nannten sich vagabunden
ich zeigte ihnen das tatoo
und erzählte
vom mond am tag
sie lachten
also ging ich zum onkel
er tätowierte mir zum wort vagabund
einen kleinen mond dazu
er tätowierte sich das gleiche
und sagte ab jetzt
sind wir ganz allein
/
mir geht es gut wenn wir allein sind
wir sind die mondvagabunden
wir fahren zusammen über die erde
und wissen wie man himmel anzündet
NOMADEN
für Alechandro
schau bis hinter die hügel
unter uns wogt die wiese
wie das meer
adam
ich weiß nicht wo wir sind
unten gehen wir durch die straßen wie eingepackte küken und piepsen uns an bei der pforte zum paradies
unten sind wir alle kinder
wir schauen hinter die hügel
stellen uns vor
dass wir auf ihnen stehen
wir schauen nach unten
unsere wege sind karten
auf dem weg
sitzen zwei betrunkene nomaden
und unterhalten sich mit etwas
das uns übersteigt
frag doch mal
wie weit ist das meer
Aus dem Tschechischen von Lena Dorn