In der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts entstand vor den Mauern des damaligen Prags ein neues Stadtviertel. Královské Vinohrady – die Königlichen Weinberge – sollten eine ideale Stadt werden. Marek Tomans Roman Neptungrotte hat einen besonderen Erzähler – die lebendig gewordene Neptunstatue aus der künstlichen Grotte im Park Grébovka im Stadtteil Vinohrady, den der reiche Eisenbahnbaumeister Gröbe errichtet hat. Neptun spricht dank seiner göttlichen Herkunft alle Sprachen, weshalb ihn die Vertreter aller drei Bevölkerungsgruppen als einen von ihnen ansehen. Er ist gleichzeitig tschechischer Patriot, jüdischer Aktivist und Vertrauter des deutschen Unternehmers… Er liebt eine Tschechin, eine Jüdin, eine Deutsche. Der nicht alternde Neptun schließt sich im zweiten Weltkrieg dem demokratischen Widerstand an, danach wird er Zeuge der Zerstörung seines geliebten Parks Grébovka und seiner Wiederauferstehung.

 

Die Neptungrotte

(Auszug)

Haben wir nicht alle einen Vater? Hat uns nicht ein Gott erschaffen?

(Maleachi 2:10; Inschrift auf dem Eingangsportal der Synagoge in Vinohrady, 1896-1951)

 

„OH, IHR GÖTTER! Wenn ihr mir nur gestattet, dieses Paradies auf Erden fertig zu bauen!“

Der Mann, der diesen recht schwülstigen Satz spricht, ist an die vierzig. Er lehnt sich auf das Geländer der vor kurzem fertig gebauten Balustrade, an einem festen Finger blitzt ein Ring. Er ist in einen perfekten Anzug gekleidet, ganz sicher nach Maß gefertigt. Und woran ich erkenne, dass er perfekt ist? Nun ja, bei den Armen ragt immer irgendwo etwas hervor, ja schaut sogar heraus. Ihre Kleider sehen immer so aus, als ob sie nicht passen – zu groß oder zu klein; zerknittert, obwohl sie gebügelt sind; zerrissen, obwohl makellos. Dagegen dieser Herr hier sieht aus, als wäre er in seinem Anzug auf die Welt gekommen. Irgendein Meisterschneider hat ihm den so zusammengeheftet, dass er nicht einmal beim ersten Tragen unnatürlich neu aussah. Augenblicklich saß er, als hätte er ihn schon ewig.

„Welche Götter, Papi?“ Der dreizehnjährige Junge ist ähnlich perfekt gekleidet. Der Satzanfang zeugt von einer guten Erziehung und angemessenem Respekt des Sohnes, die Anrede wiederum von einer sentimentalen Beziehung zum Vater.

Der große Mann am Geländer gerät ins Träumen. Das könnte Teil einer Rolle sein; dieser ganze Ton und die Wortwahl wirken ziemlich theatralisch. Der Mann ist aber kein Schauspieler. Er würde doch nicht vor seinem Sohn auftreten, und dieser Junge spielt ganz sicher nichts.

Er holt Luft, um etwas gehörig Überspanntes zu sagen, und erstarrt wissend. Er sieht wie sein eigenes Porträt aus. Nein, das wäre nur zweidimensional, während er aussieht wie – eine Statue. Etwas platzt in meiner Brust und die Wärme ergießt sich in den ganzen Körper.

„Und wer hindert dich, Moritz?“, ertönt unerwartet eine eiskalte Frage. Sie erklingt ohne besonderen Nachdruck, trotzdem kühlt sie die Temperatur jenes Maimorgens um einige Grad ab. Ausgesprochen wurde sie von einer Frau in den besten Jahren, um die dreißig, mit einer sorgfältig gerichteten Frisur, auf dem ein raumgreifender Hut thronte. Vielleicht ist es der Kragen des Kleides, der sie zwingt, den Kopf so gerade zu halten. Oder ist es etwas anderes, das sie am Hals festhält? Ihre Äußerung allerdings stellt das Kleid, das ansonsten beachtenswert ist, gänzlich in den Schatten.

„Ich würde gern deine Vorschläge hören, was hier noch gebaut werden sollte“, antwortet Moritz und die Hand mit dem Ring beschreibt einen Kreis über dem bepflanzten Garten, hinter dem sich eine im Bau befindliche Villa erhebt. Aus der leichten Müdigkeit, die seine Antwort enthält, ist ersichtlich, dass unser Paar ein Ehepaar ist und dass sich gerade im Moment eine weitere Wiederholung eines alten Streits abspielt.

„Wenn ich dir etwas raten möchte, hörst du nie zu, Moritz“, legt die unbarmherzige Frauenstimme nach. Die beringte Hand erzittert, als wollte sie auf etwas zeigen, was bislang in der Luft hängt. Und senkt sich dann resigniert auf die Balustrade. Der gewellte Wandbewurf auf der gewellten Oberfläche hinter ihm riecht neu. Über dem Mann erhebt sich etwas, das nicht die Fassade eines neuen Hauses ist. Es ist auch kein Felsen. Es ist das Werk menschlicher Hände, und trotzdem ist es merkwürdig geschwungen, unbestimmt, ein bisschen wie das seltsame Gespräch unseres Dreiergespanns. „Klotilde hätte gern einen kleinen See.“ Aha, also zu dem Ehepaar und dem Jungen gehört noch ein Mädchen, das verträumt irgendwo in der Nähe spielt. Möglichst weit weg von dem Ehestreit.

„Was sind das für Götter, Papachen?“

„In erster Linie Neptun, lieber Alexander“, erklärt der Mann wieder mit dieser zittrigen weissagenden Stimme, wieder zurück in seiner Rolle.

„Wenn du doch dem Jungen nicht den Kopf verdrehen würdest, mit diesem alten Plunder“, ertönt es aus dem liebreizenden, allerdings vom Kragen eingeengten Hals.

„Die Antike ist die Grundlage der gesamten europäischen Bildung, Marie“, sagt der Mann mit dem Ring, und das einzige, was ihm beipflichtet, ist das ergebene Köpfchen des Sohnes. „Außerdem erwähne ich Neptun nicht für nichts und wieder nichts. Gerade er stand am Beginn meines Erfolgs… Schließlich bin ich mit Wasserbauten reich geworden. All die Prager Häfen! Der in Karlín, in Holešovice und der in Libeň! All die Brücken! Eisenbahnlinien! Wie oft ich an Neptun dachte? Ach, Neptun. Wasser, Stein und Metall, das sind meine Elemente. Wer aber hilft mir jetzt?“

Wer?

Na, wer wird das sein?

Ist hier noch jemand, der die Frage hört?

Keineswegs. Es ist an mir. Erst recht, wenn ich diesen Namen höre. Neptun. Neptun!

Das Blut jagt mir durch die Adern wie Dampf im Kessel einer Dampfmaschine, die Sehnen spannen sich wie die Zugstangen einer Lokomotive, die Rippen wölben sich wie die Pfeiler der Eisenbahnbrücke. Wasser, Stein und Metall.

Neptun! Wie lang ist es her, dass ihn jemand um Hilfe anrief? Und dass er es etwas überspannt sagt? Na und? So spricht man mit Göttern. Und so sprach man mit ihnen, bevor merkwürdigerweise der Verstand die Oberhand gewann, der unsere Gesellschaft die letzten paar Jahrhunderte verseucht.

Ich bewegte mich. Zuerst spannten sich die Muskeln an den Armen. Mir wurde bewusst, dass ich etwas über dem Kopf trug. Meine Last, mein Los, das sowohl Menschen als auch Göttern zusteht. Ich schwankte ein wenig, was ohne Zögern die Muskeln in Waden und Oberschenkeln ausglichen. Die ganze einwandfreie Konstruktion meines Körpers lebte auf, wurde sich ihrer selbst bewusst und kam unter Kontrolle. Die da oben, auf der Fläche über mir, hatten perfekte Kleider. Ich war stolz auf meinen perfekten Körper.

Ich hielt das, was wie ein Tablett aussah, fest.

Ich wartete, bis die Gesellschaft vom Balkon herabstieg, von dem aus der Herr mit dem Ring seinen kurzen Monolog gehalten hatte. Sie raschelten von dort zu den dezenten Tönen edler Stoffe herab, vor allem des Schleiers, den die Dame in der Hand trug. Der natürliche Duft des Parfüms besserer Leute, der sich als ihr eigener Körpergeruch ausgibt, erreichte meine Nasenflügel.

Moritz machte sich an einen Vortrag über antike Gottheiten, was Marie mit einer geringschätzigen Bemerkung über Strebertum kommentierte.

Als sie hinter einer Biegung des frisch angelegten Wegs verschwanden, schaute ich auf meine Last. Natürlich. Eine riesige Muschel. Was sollte man nach den Worten über Neptun auch sonst erwarten?

Ich sprang in das rundliche Becken, in das bislang noch kein Wasser eingelassen wurde. Ich stieg über den Rand, schaute nach oben. Dort erhob sich eine unglaubliche Wand, ganz gewellt und durchbrochen, die aber stolz zusammenhielt. Sie sah wie ein versteinerter Wasserfall aus. Wie eine Brandungswelle auf den Kopf gestellt – und erstarrt. Erst bei näherer Betrachtung erkannte ich, dass es das Werk einer menschlichen Hand war. Aus diesem höchst seltsamen Felsen ragte nämlich der Balkon hervor – eben von dort hielt Moritz seine Rede.

Als ob noch immer der Schatten der beringten Hand über dem Geländer hinge.

Ich drehte mich um und ging dahin, wo ein Pfad leuchtete.

Bevor ich ihn betrat, zwang mich etwas, mich umzusehen. Über dem wasserlosen Becken, unter der großartigen Felswand stand noch immer die Statue eines muskulösen Mannes mit einer riesigen Muschel über dem Kopf.

***

 

Die Maisonne setzt sich mir auf die Haare. Erst jetzt bemerke ich, wie dick sie sind. Genauso wie der Bart, den ich finde, als ich mein Kinn berühre. Und dann sehe ich mich um und stehe still.

Die Hänge um mich herum habe ich bis jetzt nur als Kulisse wahrgenommen. Jetzt interessiert mich, wie ansehnlich sie sich erheben und senken, wie sie sich mit edlen Gehölzen kräuseln. Auf der Erhebung vor mir steht der Neubau einer Villa, und die erinnert mich so deutlich an etwas, dass es mir den Atem verschlägt. Heiße Mittelmeerluft umstreicht meine Stirn. Ach ja. Dort auf dem Hügelchen steht nichts anderes als ein antiker Tempel und um ihn herum wellt sich die Landschaft so tröstlich, dass einem das Herz eng wird; eine Landschaft, die nichts anderes als Heimat der Götter sein kann…

„Pfui, hab ich mich erschreckt.“

„Herr im Himmel, was is das denn fürn Irrer?“

„Is det nich dieser Sportler, Kadl?“

Ungläubig schauen mich zwei Männer in schlottrigen Hosen und nicht sehr sauberen Hemden mit aufgekrempelten Ärmeln an. Auf der Schulter tragen sie Gartengeräte. Es könnten Diener der Götter sein! Ach wäre es doch so!

Dann dürften sie allerdings nicht aus den Instrumenten an den langen Mundstücken rauchen, die ihnen aus dem Mund hingen. Und sie könnten auch nicht so respektlos reden. Über mich! Über Götter! Es hilft auch nicht, dass die baumelnden Pfeifen ihre Sprache recht undeutlich machen.

„Na du weißt doch, diese Irren, dien Körper abhärten.“

„Guck dir den doch an, der is ja halbnackt. Dann müsste der ja son Sportdress haben. Hey, Kerl, was willst du hier?“

Eine gute Frage. Verschiedene Gedanken schießen mir durch den Kopf. Viele sind es nicht, weil ich ja eben erst geboren wurde. Einer ist allerdings haften geblieben. Ich weiß doch, was ich will. Ich weiß, wem ich helfen möchte und wer mich dazu gerufen hat.

„Herrn Moritz helfen.“

Die Männer weichen zurück, wahrscheinlich von meiner lauten Erklärung erschrocken, die ich so ein bisschen meinem Herrn abgeschaut habe.

„Bist du auch Gärtner hier wie wir?“

Durch Furchen kriechen, ach ja, das ist ein Schicksal, das die Götter der undankbaren Menschheit zur Strafe auferlegt habe. Das ist ganz sicher nichts für mich. Ich schaue meine Hände an, als ob sie mir eine Antwort geben könnten.

„Naja, Pfoten hat er ja wie Schaufeln“, schätzt mich einer der Männer nachdenklich ab.

„Der is wohl eher einer von den Leuten, die unten am Tunnel schuften. Die Italiener laufen da auch halbnackig rum. Du musst dorthin, zu deinen Leuten, junger Mann.“

„Aber warum schwatzt er so gut unsere Sprache?“, wundert sich der, der schon meine Hände bewertet hatte. Zum ersten Mal höre ich von so etwas Absurdem wie Sprachen.

Entlassen von den Rechen, Hacken und Pfeifen gehe ich hinunter und genieße wieder den Anblick. Das Tal auf der anderen Seite steigt leicht zu einer gewellten Landschaft an. Es ist ein Paradies, ohne Spuren menschlicher Anwesenheit. Bis auf diese beiden Lotterbuben.

Und dann sehe ich sie. Die Haufen, die das Feld bearbeiten… nein: die Meister der Arbeit, die mich augenblicklich an Hephaistos erinnert, den Gott der Schmiede. Denn dort unten wandelt sich das gesegnete paradiesische Land in ein Schlachtfeld. Halbnackte Haufen schlagen sich dort – mit dem Hügel, in den sich der Tunnel frisst.

[…]

Ach, die Eisenbahn! Bald war ich in der Lage ihren wirklich göttlichen Charakter zu begreifen. Jetzt war sie keine Ansammlung schmutziger Sklaven mehr, die im Erdreich wühlen und sich erfrischen, indem sie die Dämpfe des Tabakkrauts einatmen. Nein. Ich habe sie geschaut, aufgesogen – und bin ins Staunen geraten. Schwelle um Schwelle, Schiene um Schiene kroch die Bahnlinie durch die Landschaft, die sie sich nach ihren Bedürfnissen herrichtete.

Damit bald eiserne Wagen auf ihr dahinfliegen können. Ähnlich wie Hermes, der geflügelte Götterbote durch die Luft saust. Vielleicht etwas langsamer, aber doch übermenschlich.

Und ein Teil der Bahnlinie war auch der Tunnel in Vinohrady, bei dessen Bau ich mich tummelte.

Das alles hing natürlich mit Herrn Moritz zusammen. Die Wagenladungen der entnommenen Erde wurden nämlich nach oben gefahren, in die Hänge von Vinohrady, um dort zu helfen, das Terrain für das Paradies von Herrn Gröbe auszugleichen. Und von diesen Fuhren sollte es ganze sechzig Tausend geben.

[…]

Ich stand auf dem geschwungenen Plateau, das geschickt über dem Abhang errichtet worden war. Über uns erhob sich die noch nicht fertig gebaute Villa. Ein paradiesischer Ausblick ins Nusle-Tal fesselte unsere Aufmerksamkeit. Ich hätte ein Treffen vor der Höhle bevorzugt, vor der Balustrade und dem Wasserbecken – eben an dem Ort, der uns zusammenbrachte – aber das war mir nicht vergönnt.

Ich knetete die Mütze in den Händen, weil mir das die Kumpel vom Bau so beigebracht hatten.

Vor dem Chef muss man demütig sein,

Das machte mir keine Schwierigkeiten. Es gibt eine Ordnung der Götter und eine der Welt. Vom Höchsten neigt sich alles zum Niedrigsten – und umgekehrt.

“Mir ist, als ob ich sie irgendwoher kennte”, sagte Herr Moritz träumerisch, als er mich sah. Ich zuckte mit den Schultern und war erleichtert, dass wir nicht vor der Grotte standen. „Sie wurden mir empfohlen. Was können Sie alles?“

„Ich arbeite mit Stein. Ich halte Wasser auf. Und ich könnte es auch fließen lassen“, erklärte ich vor seinen aufmerksamen Augen. Wusste ich denn, was alles ich konnte? Schritt für Schritt erfuhr ich das erst selbst.

[…]

„Wunderbar. Wissen Sie, ich erschaffe hier eine Welt, die natürlich künstlich ist…”, er stockte und suchte ungeduldig nach dem passenden Wort.

„Ich vergöttere Ihre Welt“, konnte ich nicht an mich halten. Der behaarte Arbeiter ergießt sich in Lobreden vor dem allerhöchsten Chef, so musste das wohl aussehen. Aber es wirkte nicht wie billige Schmeichelei, wozu die Kumpel oft Zuflucht nahmen. Da war ich mir sicher. Ich sprach nämlich ganz aufrichtig.

„ … aber sie wird echt aussehen”, beendete Herr Moritz seinen Satz.

„Natürlich!“, rief ich aus. „Sie wird echt sein.“

„Echt – und göttlich“, fügte Herr Moritz wohlgefällig hinzu, und so begann jene spezielle Freundschaft mit diesem großen Mann, Visionär und Praktiker zugleich.

[…]

Es dauerte nicht lange und ich erblickte Tageslicht, als wir den Tunnel auf die andere Seite des Vinohrady-Hügels durchgegraben hatten. Hinter mir erklang das unzufriedene Murren der anderen Arbeiter, dass ich viel zu schnell bin, aber ich beachtete es nicht. Genauso wie die rituellen Beschwerden an Herrn Gröbes Adresse. Dass er sie zu sehr schindet, damit er sich sein „Häuschen“ bauen kann. Nun ja, wir alle haben unsere Muskeln zum Gelingen des göttlichen Werks angestrengt, etwa nicht? Ich habe mir angewöhnt, diese seltsamen Reden nicht zu beachten, genauso wie die Anschuldigungen, dass Herr Moritz ein „Němčour“ – ein Deutscher – ist. Was sollte das bedeuten? Dass er „němý“, also stumm ist? Er sprach doch ganz flüssig. Noch ein Einwand erklang recht häufig. Dass er ein „Jud“ ist. Da wusste ich gar nicht mehr, was das sein soll.

[…]

Moritz Gröbe, ihr gelähmter Ehemann, saß im Rollstuhl geparkt in einem der Zimmer der Villa. Sicher in einem, das Ausblick auf das Nusle-Tal bot. Ganz bestimmt nicht in dem, aus dem die Neptungrotte zu sehen war. Das hatte Frau Marie sicher überprüft, bevor sie sich hierher aufmachte. Er saß dort wie ein Leuchtturmwärter, in seinem vollendeten Meisterwerk, wohin seine Familie nicht mitgezogen war.

Er war unbeweglich – und eine seltsame Unbeweglichkeit war auch in Frau Marie. Eine Steifheit. Angespanntheit. Sie zog mich hinter sich her und ich wartete nur, dass sich diese Anspannung löst.

„Josef!“, ihre Stimme brach, als sie sich an mich drückte. Wieder untersuchten wir die Windungen und Wölbungen ihrer Garderobe, wieder bewältigten wir all die Haken und Ösen. Sie bedeutete mir, wo ich die Finger hinlegen sollte, und gab sich dann den empfindsamen Händen des Stuckateurs hin, die „zweifellos Künstlerhände“ sind, wie sie es ausdrückte.

[…]

Aus dem Tschechischen von Raija Hauck