1

Ein Rucksack fällt in den Schnee, und ihm hinterher ein Junge. Es ist abends. Am Horizont ist es hell. Ein rohes, aus dem Grau herausgeschnittenes Stück Himmel. In der Luft ist der Atem zu sehen. Auf dem Zaun aus Metall glitzert der Frost. Auch die Betonmauer glitzert. Hinter der Mauer Glasscheiben in einer Reihe, Lichttafeln, ein strahlender Plattenbau. Schnell steht der Junge auf, er klopft sich den Schnee von den Knien. Die Decke mit der Registriernummer hängt über dem Stacheldraht oben am Zaun. Hier hat alles eine Nummer, schießt es ihm durch den Kopf. Er blickt sich um, er greift nach dem Rucksack. Im Rucksack hat er ein T-Shirt, ein Stück Seife, Streichhölzer und ein Messer, das er im Speisesaal gestohlen hat, in seiner Hosentasche ein sorgfältig zusammengefaltetes Stück Papier, darauf steht der Name einer Stadt irgendwo im Norden. Er muss nach Norden. Irgendwo dort ist sein Bruder. Doch zuallererst muss er ein Telefon auftreiben, oder zumindest eine Landkarte. Nein. Zuallererst muss er die Decke vom Zaun herunterholen, sonst findet man ihn. Auch wegen der Kälte. Nie hat er solchen Frost erlebt. Er braucht die Decke, um nicht zu erfrieren.

Er zerrt an der Decke, doch die spitzen Drahtenden verbeißen sich immer tiefer in die Fasern. Es ist vergeblich. Irgendwo in der Ferne bellt ein Hund. Dem Jungen wird schwarz vor Augen. Er lässt das mit der Decke bleiben. Läuft davon. Verschwindet zwischen den Bäumen. Seine Hände sind voller Kratzer. Irgendwo hat er sich aufgeschürft. Eine Hand wischt er im Schnee ab. Er saugt an der Wunde. Im Inneren der Hand pulsiert Blut. Ob man es schon bemerkt hat? Die Decke hängt über dem Zaun, er blickt sich noch einmal nach ihr um, hat aber keine Zeit. Er läuft. Zweige schlagen ihm ins Gesicht, wie krumme Risse in einer Wand ragen die Triebe der Sträucher zum Himmel, die Äste der Bäume sind vom Frost ganz trocken. Er könnte sie abbrechen. Er würde sie alle abbrechen, hätte der die Zeit dazu. Seine Füße versinken in der Schneedecke. Er rutscht aus, springt aber sofort wieder auf, tritt gegen den nächstgelegenen Baumstamm und läuft weiter. Er hasst diese Bäume, monatelang betrachtete er sie durch das vergitterte Fenster dieses Hauses, er sah, wie sie ihre Blätter verloren, wie sie ihre Säfte unter der Erde zurückhielten, wie sie erstarrten. Ihre Namen kannte er nicht, nie zuvor sah er solche Bäume, sie waren voller Vögel, die er nach einiger Zeit ebenfalls zu hassen begann – aus bloßer Hilflosigkeit. Er läuft durch das abgestorbene Gras, durch welke Halme. Hier lebt nichts. Auch in den Menschen war das Leben versiegt. Es war innerlich zerstört und abgestorben. Alles war von Apathie durchdrungen.

Er muss stehenbleiben, um Luft zu holen. Erst jetzt wird ihm klar, dass er Angst hat. Seine Knie und Hände zittern. Er blickt sich um. In der Ferne ist das Haus mit dem Zaun rundherum noch zu sehen. Es strahlt unter dem abendlichen Himmel. Bald wird es dunkel, und in der stickigen Halle beginnt eine weitere Nacht. Mit Seufzern aus unruhigen Träumen. Er sah all die unwillkürlichen Muskelzuckungen, die ungewollten Bewegungen. Rippen, die wie Heizstäbe aus dem Körper ragen. Jemand umarmt eine Decke und starrt in die Dunkelheit. Jemand schläft. Der Körper bewegt sich, atmet, nimmt Nahrung auf. Aber es gibt darin kein Leben mehr. Hier lebt nichts.

Der Riss im Wolkenhimmel war zugewachsen. Der Himmel war zu einer einheitlichen grauen Masse zusammengeflossen, die an Wellen erinnerte. Der Junge hat bereits vergessen, wie lange er schon unterwegs ist. Davon will er nichts mehr wissen. Er hat das Blatt Papier mit der Adresse, er muss nach Norden. Er muss seinen Bruder finden. Erneut beginnt er zu laufen. Plötzlich erinnert er sich daran, wie er früher gelaufen war. Er war der beste in der ganzen Schule. Langstreckenläufer. Doch weder diese Schule, noch den Boden, über den er lief, gibt es heute noch. Die Kreidelinien zwischen den Bahnen hatte der Wind davongeweht. Die Schule war bei der Bombardierung durch einen Riss geteilt worden, der vom Keller bis zum Dach reichte. Das gesamte Gebäude barst; es brach entzwei und stürzte ein. Das Waschbecken aus dem Chemielabor im zweiten Stock ragte ins Leere, wie ein Zahn, bei dem das Zahnfleisch zurückgegangen war. Verwundert starrte er auf dieses Waschbecken, unfähig sich zu bewegen, bis ihn irgendjemand wegbrachte, hinab, in das Untergeschoß. Die Kellerdecke bebte, Staub rieselte zu Boden.

Der Körper erinnert sich an mehr. Er erinnert sich ehrlicher. Die Beine auf dem Boden abgestützt. Du wirst Wettkämpfe bestreiten, sagte damals irgendjemand. Du wirst … Er fällt in den Schnee und springt sofort wieder auf. Er krallt seine Nägel in die harte, furchige Rinde eines Baums. Du wirst – sagte damals irgendjemand. Er läuft mit aller Kraft. Das regelmäßige Atmen pumpt seinen Körper auf. Eisiger Sauerstoff zieht durch seine Nase wie eine Nadel, verzweigt sich in der Lunge, vermischt sich mit Blut und strömt durch Arme und Beine. Er sieht seine Hände gegen die frostige Luft schlagen und wieder aus dem Blickfeld verschwinden. Er blickt sich um, irgendwo in der Ferne bellt ein Hund: die Decke, schießt es ihm durch den Kopf, man hat sie bereits gefunden.

Der Wald wurde lichter. Ein Abhang. Unten verläuft eine Straße. Der Junge hört ein Auto. Zwischen den kahlen Ästen blitzen die roten Punkte der Rücklichter auf. Er bleibt vor einem Baumstamm stehen, senkt den Kopf, atmet, schluckt. Eilig blickt er in alle Richtungen: Wald, Straße, Wald, Gebell. Er entscheidet sich für die Straße. Keine Zeit zum Nachdenken. Er läuft über den Abhang hinunter. Kämpft sich durch dichtes Gestrüpp. Junge Bäume, sein Handrücken. Die Zweige peitschen gegen seine Arme, doch es ist zu frostig, er spürt keinen Schmerz. Ein Zaun. Überall Zäune, denkt er, seine Finger gleiten durch die Löcher aus Draht. Der Zaun wackelt, scheppert, als er sich mit den Beinen an ihm abstützt. Seine Finger sind steif vor Frost, die Fingerkuppen bleiben am Metall kleben. Schließlich schafft er es auf die andere Seite. Er lässt los. Der Zaun federt zurück, es hört sich an, als würde jemand eine Kiste voller Nägel ausleeren. Er fällt in den Schnee. Schnell steht er auf, beginnt zu laufen. Der Schnee knirscht unter seinen Schuhen.

Die Straße ist weiter weg, als er dachte. Sie ist nicht mehr zu sehen. Er steht auf einem Stück Asphalt. Rundherum dünne kahle Zweige, die aus den Furchen im Beton sprießen. Auf dem Boden liegen ein paar mit Schnee bedeckte Autoreifen. Abgrenzungen, Kurven, unebenes Gelände. Eine Rennstrecke, sagt sich der Junge. Er blickt sich um. In dem Gebäude geht das Licht an, eine Sekunde später bestrahlen Scheinwerfer das Gelände, sie sind auf hohen Säulen angebracht, der Junge duckt sich, instinktiv hebt er seine Hände hoch, um den Kopf zu schützen. Dieses Licht ist schwer. Er spürt es im Rücken. Mit gebücktem Oberkörper läuft er über die Rennstrecke und verschwindet zwischen den niedrigen Bäumen auf der gegenüberliegenden Seite. Die Zweige teilen sich, Halogenlicht durchbrennt die eisige Luft, stapelt die Schatten der Bäume übereinander, und alle Schneekristalle sind deutlich zu erkennen.

Jemand kommt vor das Gebäude und brüllt etwas ins Leere. Der Junge erkennt lediglich eine von Licht klar umrissene Silhouette. Eine Männerstimme: Sie schreit ein paar Mal hintereinander irgendein Wort. Atem, der sich stückchenweise hebt und wie eine Fahne in der Luft flattert. Der Junge legt sich in den Schnee. Ein Motor. Jemand hat einen Motor gestartet. Es wird noch heller. Da ist ein Lichtkegel. Vorsichtig hebt der Junge den Kopf. Ein Mann steht am Lenkrad eines Fahrzeugs, es bewegt sich auf und ab, als es die Unebenheiten des Geländes imitiert, und der Mann gleicht alle Schwankungen aus, indem er seine Knie beugt. Mitten auf der Rennstrecke bleibt er stehen, suchend blickt er über das Areal. Der Schnee ist festgetreten. An einigen Stellen legen die Geländereifen Erde frei. Es hat keinen Sinn, nach Spuren zu suchen. Langsam fährt der Mann umher. Das Licht reißt Baumkronen aus der Dunkelheit, die golden aufleuchten und wieder im Dunkeln verschwinden. Der Junge drückt sich fest zu Boden und wagt es nicht, sich zu bewegen. Das Licht streicht über ihn. Jeder noch so kleine Zweig wird zu einer Achse, einer unsichtbaren Welle, die unendlich viele Schatten wirft; sie drehen sich von rechts nach links wie die Zeiger einer Uhr. Der Junge schließt die Augen, das strahlende Licht über ihm setzt für einen Moment aus. Doch dann reißt es die Schatten wie Zügel zur Seite, zur Dunkelheit, ins vollkommene Nichts.

Das Motorengeräusch entfernt sich langsam, und bald darauf wird es ganz still. Irgendwo in der Ferne knirscht Schnee unter schweren Schritten. Irgendwo in der Ferne wird eine Tür zugeschlagen, die Scheinwerfer erlöschen. Am dunklen Himmel bleiben nur ein paar rötliche Punkte, die langsam auskühlen. Das Gelände versinkt in Dunkelheit und absoluter Stille. Am Himmel glitzern unbekannte Sternbilder. Hier sehen auch die Sterne anders aus, dachte der Junge. Er zittert vor Kälte. Er muss sich bewegen. Dieses Zucken rund um die Sterne lässt ihn nicht los. Das kommt von der Kälte, begreift er, er muss gehen. Der Junge erhebt sich, zunächst nur auf alle Viere. Dann steht er auf, vorsichtig klopft er sich den Schnee ab. Geduckt läuft er durch das Gebüsch bis zum nächsten Zaun.

Nie im Leben hat er so viele Zäune gesehen. So viel Draht. Nachdem man ihn aufgefangen hatte, schrieb ihm irgendeine Frau mit dickem Filzstift eine Nummer auf den Arm. Mit dieser Nummer wurde er von den Aufsehern angesprochen. Niemand hier konnte seinen Namen aussprechen, also hat man ihm den ganz abgenommen. Er befand sich an einem Ort, der als Auffanglager bezeichnet wurde. Später stellte er fest, dass sich Auffanglager überhaupt nicht von Gefängnissen unterschieden. Außer vielleicht dadurch, dass im Gefängnis die meisten Leute wissen, warum sie dort eingesperrt sind. Alle Gebäude waren überfüllt. Die ersten zwei Monate schlief er in einem Container aus Stahlblech. Dort gab es fünfzehn oder zwanzig solcher Zellen, die eigentlich für Arbeiter bestimmt sind, eine neben der anderen, hermetisch abgeschlossen. Sie waren so aufgestellt, dass ein viereckiger Platz zwischen ihnen entstand. Man konnte im Container sitzen oder auf dem Platz stehen. Über dem Platz befand sich ein Zaun; ein Netz aus Draht, das am Container festgeschweißt war. Es gab keinen Weg, um aus diesem Koben zu entkommen. Durch den Zaun waren die Äste der Bäume zu sehen – damals hatten sie noch Blätter. Auf dem Zaun saßen Vögel. Irgendwann fing er an, sie zu hassen. In dem von Draht umzäunten Raum bewegten sich Menschen. Aber die meisten von ihnen lebten nicht mehr. Das sah er in ihren Augen. Ihre Körper bewegten sich, doch in ihrem Inneren war es dunkel. Telefon, Ausweis, Notebook hatte man ihnen abgenommen. Ein paar Jungs trainierten, sie hatten PET-Flaschen mit Wasser gefüllt und verwendeten sie als Hanteln, hoben sie hoch und senkten sie wieder nach unten. Der Muskel mit der Nummer spannte sich an und ließ nach. Das Blut, das den Muskel versorgte, war tot. Dann wurde der Körper in den Raum gehängt. Er wurde angehoben, wieder fallen gelassen, die Hände umschlossen den Maschendraht, bei jedem Zug drückte sich das Gesicht gegen das metallene Netz und glitt wieder hinab. Die anderen standen rundherum, feuerten an, zählten die Klimmzüge. Nicht einer von ihnen sah das Nichts in diesem jungen Körper, das mit jedem Zug stärker wurde. Diese frischen, elastischen Adern, herangewachsen in letzten dreizehn, vierzehn Jahren. Die Hände steckten fest im Draht. Sie steckten fest in einer Zeit, die endgültig zerstört war. Bewegung von Material. Nur sie blieben hier. Nur die, die nichts hatten, wohin sie gehen konnten. Ihre Eltern waren tot, vermisst, unterwegs oder schon viel früher verloren gegangen, irgendwo dort, wo die Kreidelinien der Bahnen verschwinden, als würde eine Tafel gelöscht werden; dort, wo Sportplätze und ganze Stadtteile verschwinden, wo Sport ebenso wie viele andere Dinge nur noch etwas ganz Absurdes ist. Ein paar lächerliche Kontakte, nicht verfügbare Telefonnummern, zerknitterte Zettel mit Adressen von Verwandten. Rundherum dieser kalte unfreundliche Kontinent, zweifach umzäunt mit NATO-Draht.

Der Junge läuft hinab zur Straße. Vor dem Kreisverkehr ist ein Lastwagen stehengeblieben. Im roten Strahl der Bremslichter läuft der Junge von hinten auf den Anhänger zu und klettert auf die Stoßstange. An der Metallkonstruktion ist eine Plane befestigt, sie ist mit Riemen an der Seitenwand festgezurrt. Hastig versucht er herauszufinden, wie der Sicherungsmechanismus funktioniert. Die Schnallen sind leicht zu öffnen. Der Junge löst die Riemen, und kaum ist er durch die Öffnung ins Innere geschlüpft, da setzt sich das Auto mit Gepolter in Bewegung.

Der Anhänger ist leer. Trübes, gelbliches Licht schimmert durch die Plane. Der Raum der Ladefläche wird heller und dunkler, als der Lastwagen an Geschwindigkeit zulegt und durch ein Dorf mit Straßenbeleuchtung fährt. Er leuchtet noch ein letztes Mal auf und bleibt dann vollkommen dunkel. Bei jeder Unebenheit ist ein Dröhnen im Boden zu spüren. Der Junge hat das Gefühl, drinnen wäre es noch frostiger als draußen. Er setzt sich auf den Rucksack, lehnt sich mit einer Schulter gegen die Wand aus Stahlblech, zieht die Knie bis zum Kinn und legt die Arme um sie. Er behaucht sie, vielleicht würden sie zumindest etwas wärmer werden durch seinen Atem. Er muss die Zähne zusammenbeißen, denn sie beginnen zu klappern. Das Auto fährt ihn in die Dunkelheit. Er weiß nicht, in welche Richtung. Er hat keine Ahnung, wo er jetzt ist und wann die nächste Stadt kommt. Er braucht eine Stadt. Irgendeine Stadt. Dort würde er nicht so auffallen. Er hat das Blatt Papier mit der Adresse. Die letzten Koordinaten. Irgendwo im Norden ist sein Bruder. Irgendwo dort wartet er auf ihn.

 

2

Sie standen in einer Halle. Irgendein Lager, mit Platten aus Blech, vom Rost zerfressen und voller Löcher; der Boden war mit Flecken übersät, von Öl und Benzin. Der Mann, der sie hierher gebracht hatte, hatte ihnen alle Gepäckstücke abgenommen. Auf Englisch sagte er, dass er aus Sicherheitsgründen auch ihre Handys brauche – ein einziges Klingeln, und alles sei vorbei, erklärte er und verschwand. Ein anderer übernahm die Gruppe. Ein Europäer. Amir war sich nicht sicher, welche Nationalität der Mann hatte. Seine weiße Haut war übersät von Muttermalen, er war groß, hellhaarig, er trug Arbeitskleidung. Am Handgelenk hatte er eine Tätowierung. Eine Armbanduhr, mit schwarzer Farbe, realistisch dargestellt. In der Hand hielt er ein Maßband. Er ging umher. Immer wieder zog er das Stahlband heraus und drückte dann auf den Knopf, um es wieder aufzurollen. Alle warteten auf etwas. Der Kerl ging um die Gruppe herum und schwieg. Aufmerksam begutachtete er jeden von ihnen einzeln. Er bestimmte ihr Gewicht, untersuchte den Körperbau, das dunkle Gesicht, die schwarzen Augen, berührte sie an den Armen.

Sie waren zu zwölft. Die meisten noch nicht erwachsen, etwa so alt wie Amir. Sein Bruder war der jüngste. Er war noch ein Kind, fiel Amir auf, als er seinen Bruder anschaute: Dieser stand neben ihm, guckte herum und versuchte, die Lage einzuschätzen. Er wollte sich nichts anmerken lassen, doch Amir konnte erkennen, dass er Angst hatte. Er schluckte, denn es schnürte ihm die Kehle zu. Der Älteste in der Gruppe war ein dünnes, sehniges Kerlchen mit Bartstoppeln im Gesicht. Einer jener Menschen, deren genaues Alter nur schwer einzuschätzen ist. Er hätte vierzig sein können, vielleicht jünger, vielleicht auch viel älter. Seine Haut war dunkel, trocken, gespannt. Amir kam es vor, als wäre die Haut dieses Mannes dünn wie Plastikfolie. Stahlgraue Bartstoppel durchlöcherten sie, drängten sich an die Oberfläche, nach draußen, wie Krallen aus den Pfoten einer Katze.

Der Europäer blieb vor dem Kerlchen stehen: er betrachtete den Araber und schwieg. Amir wusste nicht, woher dieses Gefühl kam, aber er begann, sich zu schämen. Er schämte sich für diesen Mann. Je länger der Europäer den Mann betrachtete, desto mehr schämte sich Amir. Dieses Gefühl begann irgendwo bei den Nerven hinter den Augen oder am Scheitel und reichte über den Magen bis nach unten in die Schenkel. Eine physische, fast greifbare Scham. Er schämte sich für diese Haut, für diesen Bart im Gesicht dieses Mannes, für die Hände mit den großen, knotigen Gelenken, für die Adern, die in Linien über die Knöchelchen seiner Handrücken verliefen, für das Blut, das diese Adern füllte. All das brachte ihn auf. Die Körperhaltung, der Bart, die Hände, und vielleicht auch die Art, wie das Blut durch diese Hände floss. Amir sah eine kleine Ader, die von der einen Seite eines Knochens auf die andere sprang. Die Scham, die Amir bei diesem Anblick spürte, ging langsam in Abscheu über. Er hasste diesen Mann dafür, dass sein Körper so deutlich auf seine Herkunft verwies. Er hasste ihn dafür, dass er zu ihm gehörte. Der Mann wurde unterdessen nervös: Er bückte sich, während diese Augen auf ihn gerichtete waren, Augen, die ihn unermüdlich musterten; er senkte seinen Kopf, konzentriert betrachtete er irgendeinen Punkt auf dem Betonboden, heftete seinen Blick auf einen kleinen Riss in der schmutzig-grauen Fläche und wagte es nicht, ihn abzuwenden. Nachdenklich zog der Europäer das Maßband heraus und drückte auf den Knopf, um es wieder einzurollen. Das unrasierte Kerlchen schien sich an dem Riss im Fußboden festzuhalten, seine Augen wanderten von einem Ende zum anderen, als würde der Mann den Spalt mit seinem Blick aushöhlen, und er schaffte es nicht, ihn loszulassen. Er wartete, was passieren würde. Doch es passierte nichts. Alle standen starr in dem stillen Raum, und Amir hörte irgendwo etwas tropfen, Wasser vielleicht. Und doch war er sich nicht sicher: vielleicht war das kein Wasser, vielleicht hatte diese Uhr, diese Tätowierung auf der bleichen Haut, zu ticken begonnen.

Der Europäer erlöste das Kerlchen schließlich und wandte seinen Blick ab. Er machte ein paar Schritte, kam näher zu Amir, blieb aber nicht bei ihm stehen. Er fing an, Amirs Bruder zu betrachten. Wieder schien den Europäer etwas zu stören, etwas Missmutiges lag in seinem Blick. Amirs Herz schlug schneller. Er blickte zu dem Kerlchen, das da neben ihm stand, in gebückter Haltung, die Augen auf den Fußboden gerichtet, immer noch in diesen Spalt im Fußboden. Nur sein Blick war jetzt weniger verkrampft als vorhin. Dann schaute Amir zu seinem Bruder: Sein Gesicht war bleich, auch er hielt dem Blick des Europäers nicht stand, er wollte sich den Schweiß von der Stirn wischen, zögerte aber, es war, als ob seine Hand sich aus irgendeinem Grund nicht mehr bewegen wollte, und nur flüchtig, mit den Fingerspitzen, berührte er seine Stirn und zog die Hand gleich wieder zurück. Jetzt hing sie ratlos neben dem Körper, gerne hätte er noch irgendetwas mit ihr gemacht, nach dem Ellbogen der anderen Hand gegriffen, sie in die Hosentasche gesteckt, doch er machte nichts mehr, er berührte nur die Naht an seiner Hose. Amir sah, wie die Finger seines Bruders zitterten. Und dieses Zittern durchdrang ihn, es wiederholte sich in seinem Inneren. Ihm fiel auf, dass die Zeiger auf dem tätowierten Ziffernblatt sechs Uhr achtundvierzig zeigten. Er überlegte, worauf sich diese Angabe im Leben des Mannes beziehen könnte. Nichts fiel ihm ein.

Unter der Armbanduhr bewegte sich plötzlich ein Knochen. Der Kerl drückte auf den Knopf und mit metallenem Zischen rollte das Maßband zurück ins Gehäuse. Gleich würde etwas geschehen. Der Kerl drehte sich um. Ein Tosen war zu hören, die blechernen Wände verstärkten jedes noch so leise Geräusch, irgendwo wurde ein Tor geöffnet, ein Motor lief, die dunkle Ecke der Halle leuchtete rot auf, Rücklichter, schimmernd rot glitten sie über die Aluminiumstangen der Trägerkonstruktion an der Wand. Zwei Autos im Rückwärtsgang fuhren in die Halle. Zuerst ein kleiner Lieferwagen, danach ein PKW. Ächzend blieben die Reifen auf dem Beton stehen. Die Lichter erloschen, gleich darauf war auch der Motor aus. Benzingeruch lag in der Luft. Das Knarren einer Handbremse durchdrang die abrupt entstandene Stille und dann – es klang, als würde jemand einen rostigen, in Holz eingeschlagenen Nagel herausziehen – quietschte das Gelenk einer Tür, die geöffnet wurde.

Aus dem Lieferwagen stieg ein Kerl, auf seiner Jacke war das Logo irgendeiner Firma. Im anderen Auto befand sich der Mann, der sie hierher gebracht und ihnen das Gepäck und die Handys abgenommen hatte. Nur ihm schaute Amir kurz in die Augen – sein Gesicht war sehr fein, mit großen Lippen und einer großen Nase, es hatte etwas seltsam Weiches, Schlichtes. Vermutlich war das der Grund, warum sich Amir am Abend zuvor mit ihm abgesprochen hatte. Und weil ihm das jemand geraten hatte: „Die haben alles gut durchdacht, das ist sicherer, als mit dem Schiff zu fahren.“ Man zahlte im Voraus. Amir senkte seinen Blick. Fast das ganze Geld, das sie hatten, hatte er diesem Menschen gegeben.

Die Männer machten sich an die Arbeit. Amir beobachtete die Bewegungen ihrer Schuhe – abgenutzte Laufschuhe, schwarze Halbschuhe und feste Arbeitsschuhe, die bis zu den Knöcheln reichten und stellenweise Risse im Leder hatten (diese Schuhe gehörten zu der tätowierten Uhr). Die Art, wie sie gingen, prägte er sich ein – die kurzen, energischen Schritte der Laufschuhe, die nach Außen gedrehten Füße der Halbschuhe, die abgehackten Bewegungen der Arbeitsschuhe, zwei Schritte, Pause, das Aufsetzen der Sohlen, drei Schritte, Pause, Umdrehung, ein Schritt.

Sie nahmen den ersten der Jungs und fingen an, ihn einzuladen. Das gebückte Kerlchen mit den Bartstoppeln trat von einem Bein aufs andere, nicht mutig genug, um seinen Kopf zu heben und in diese Richtung zu schauen. Amir sah zu, wie die Arbeitsschuhe den Jungen zum Lieferwagen brachten. Er sah zu, wie die Hand mit der Uhr ein Teppichmesser in einer Plastikhülle umschloss und mit dem Daumen die flache Klinge herausschob, einem Rasiermesser ähnlich, und wie sie dann mit einem konzentrierten Schnitt den Autositz an der Seite aufschnitt. Vorsichtig nahm die Hand den Bezug vom Sitz, legte eine Schicht aus Schaumgummi frei, bis das nackte, käfigartige Gestell zu sehen war. Die zusammengeschweißten Metallteile waren eine exakte Kopie der Form des Sitzes. Die Arme griffen nach dem Jungen und steckten ihn in diesen Käfig. Kein Laut fiel währenddessen. Nur ab und zu konnte man hören, wie jemand aufatmete, das Metall knarrte, der Stoff raschelte.

Der Junge schwieg und versuchte zu helfen. Er kroch in den Käfig, musste die Beine beugen, die Arme fest an den Körper pressen, mit dem Kopf exakt in der Halsstütze des Fahrersitzes bleiben. Er saß in diesem Käfig wie in einem monströsen Korsett und konnte sich nicht mehr bewegen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er geradeaus, er sagte nichts. „Okay?“, fragte irgendjemand. Erschrocken nickte der Junge. Sie fingen an, ihn in Schaumstoff einzupacken. Langsam verschwand sein Körper unter den weichen Klötzen. Die Hände wickelten silberfarbenes Klebeband um den Schaumgummi. Dann stülpten sie den schwarzen Bezug über den Sitz. An der Stelle, wo sich der Kopf befand, waren klitzekleine Einstiche, Löcher, die der Luftzufuhr dienten. Jemand nahm eine große Nadel mit schwarzem Faden und begann, den Bezug zuzunähen. Der Junge war verschwunden. Als hätte ihn das Auto verschluckt. Die Hände schlugen die Tür zu und holten den nächsten.

Amir schluckte, er blickte seinem Bruder in die Augen. Es waren Augen voller Unsicherheit, und sie waren so schwarz, dass Amir meinte, sie müssten schwer sein, schwerer als die Augen anderer Menschen. Auf die Frage, die er aus ihnen herauslesen konnte, antwortete Amir mit einem unauffälligen Nicken, um seinen Bruder zu beruhigen, dass alles in Ordnung sei, alles genau wie besprochen, und dass er keine Angst haben müsse. Doch dann drehte sich Amir wieder weg, denn er konnte den Blick seines Bruders nicht mehr aushalten. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.

Währenddessen lud der Mann mit der Uhr den nächsten Jungen ein. Ein weiterer Autositz wurde geöffnet und verschluckte einen jungen, biegsamen Körper. Ein weiteres Augenpaar verschwand unter dem schwarzen Bezug. Das Auto wurde mit Körpern befüllt. Dann wieder die Hand mit der Uhr, sechs Uhr achtundvierzig: diese Uhrzeit ergab langsam irgendwie Sinn, Amir war sicher, dass diese Angabe irgendeine sehr große Bedeutung hatte. Er spürte Schwindel, als wäre er auf einem schaukelnden Boot, für einen Moment drehte sich alles in seinem Kopf, er brauchte Zeit, nur noch ein bisschen Zeit, zum ersten Mal zögerte er, am liebsten wäre er sofort weggelaufen, es gibt schließlich andere Möglichkeiten, andere Wege, doch dann fiel ihm ein: sie haben das Geld, sie haben unser Geld. Er schaute zu dem Kerlchen, das schon wieder in seiner Spalte verloren war. Plötzlich hatte er große Lust, diesen Mann zu schlagen, ihm diesen widerwärtigen unrasierten Kiefer zu brechen, er spürte, wie Blut in seine zusammengeballten Fäuste stieg. Er hatte Lust, den Mann zur Gänze in diesen Spalt zu stopfen, ihn dort hineinzustampfen, bis nichts mehr von ihm übrig war. Das alles ging Amir für den Bruchteil einer Sekunde durch den Kopf, als die Hände näherkamen, um seinen Bruder zu holen. Doch als sich der Kerl näherte, blickte er Amir in die Augen und ließ die Hände von seinem Bruder. Vermutlich gerade wegen dieses Blicks, wegen dem, was in seinen Augen passierte, zogen die Hände ihn aus der Reihe.

Der Europäer führte ihn zum kleineren der beiden Autos. Das ist gut, dachte Amir, da werden sie nicht ganz so viele sein. Er blickte sich nach seinem Bruder um, dieser stand neben zwei weiteren Jungs und neben diesem gebückten Kerlchen (erst jetzt bemerkte Amir, dass das Kerlchen um einen Kopf kleiner war als sein Bruder). Amir versuchte zu lächeln: alles ist in Ordnung, alles ist so, wie es sein soll. Er bemühte sich, ruhig zu bleiben, aber seine Hände zitterten und große Schweißperlen kullerten über seine Stirn.

Der Mann öffnete die Motorhaube des Autos, die Motorteile lagen wie Eingeweide darin. Amir wurde unsicher. Er blickte dem Europäer zum ersten Mal ins Gesicht, konnte aber keinen einzigen seiner Gesichtszüge wahrnehmen. Amir registrierte nur die Bewegungen: Der Europäer deutete mit dem Kinn zur Motorhaube, es gab keine Möglichkeit, sich dieser Geste zu widersetzen, jede Art von Frage wurde durch diese unauffällige Bewegung ausgeschlossen. Amir sah, dass sich im oberen Teil des Motors ein kleiner Hohlraum befand. Die Karosserie war durchgeschnitten, sodass der Hohlraum bis ins Innere des Autos reichte. Dennoch war er verdammt klein, und Amir konnte sich nicht vorstellen, wie ein menschlicher Körper darin Platz haben soll. Unsicher blickte er ein weiteres Mal ins Gesicht des Europäers und begriff sofort, dass der Mann es todernst meinte: Er hielt die Motorhaube hoch und wartete.

Amir blickte sich ein letztes Mal nach seinem Bruder um. Ein letztes Mal tauschten sie Blicke aus, ein letztes Mal sah Amir seine Bitte: Ja, dieser Blick bat ihn um Sicherheit, bat darum wie ein Kind, dem es darum ging, das Licht am Abend nicht auszumachen. Geschah irgendwo etwas? Geschah noch etwas? Amir war sich nicht mehr sicher. Er stieg auf die Karosserie und begann, in den Motor zu kriechen. Es kam ihm verrückt vor. In diesem Hohlraum gab es ungefähr so viel Platz wie in einem mittelgroßen Reisekoffer. Als er noch klein war, hatte er sich manchmal mit einem Freund in so einem Koffer eingesperrt. Ein schäbiger Koffer, er lag ganz oben in einem Regal an der Wand in der armseligen Wohnung, er gehörte dem Vater seines Freundes, einem Schleifer. Er lebt heute nicht mehr, und sein Freund ist beim Militär. Zu jener Zeit war Amirs Bruder noch gar nicht auf der Welt. Sie sperrten sich in diesem Koffer ein, doch damals waren sie Kinder, ihre Körper nur halb so groß. Und trotzdem konnte er sich sehr gut daran erinnern, wie schrecklich es war, wenn der Deckel zuging und das Schloss klackte. Nach einer Minute hatte Amir begonnen, gegen die Wände zu klopfen und zu kreischen, er wollte rausgelassen werden. Damals hörte er das Lachen seines Freundes. Jetzt war alles bedrohlich still.

Amir versuchte, in den Motor hineinzukriechen. Er legte sich auf die Seite, wollte die Knie zur Brust hochziehen, doch seine Beine passten nicht in den Hohlraum. Es war nicht genug Platz. Der Mann machte einen Schritt in seine Richtung und drückte mit den Händen gegen Amirs Knie. Er presste den Jungen in diese Spalte. Amir hörten ein Summen in den Ohren, ein hoher, stechender Ton vibrierte irgendwo im Inneren. Mit Entsetzen stellte er fest, dass sich seine Rippen gegen die Lunge pressten, aus der gegen seinen Willen Luft strömte. Der Mann steckte Amir noch eine kleine Plastikflasche mit Wasser in die Hand, die Amir unter seinem Kinn verrenkte. Panik erfasste den Jungen. Er wollte etwas sagen, wusste selbst nicht, was, er wollte raus, doch der Mann schlug die Motorhaube zu. Plötzlich war alles dunkel. Die Zeit blieb stehen: sechs Uhr achtundvierzig.

Er wollte schreien, doch er bekam keine Luft. Er hörte nichts, nur sein Herz, es schlug bis in die Knie, es pochte in der Kehle, im Gesicht, in der Nasenwurzel. Es pochte gegen die metallenen Wände der Karosserie. Ich muss mich beruhigen, sagte sich Amir, sonst kann ich nicht atmen. Alles dröhnte – Blut staute sich in seinem Kopf. Ihm war speiübel. Fest umfasste er seinen Kiefer. Ich darf nicht in Panik geraten, so schlimm ist es nicht. Und etwas Sauerstoff ist da, fiel ihm plötzlich ein. Sonst wäre er bereits in Ohnmacht gefallen. Ihm wurde bewusst, dass er atmete. Wenn auch sehr flach, er atmete. Seine Beine konnte er nicht mehr fühlen, seine Knie drückten gegen die Rippen, doch es blieb noch etwas Platz zum Atmen. Er dachte an den Europäer: Der weiß doch, was er tut. Er hat auf diese Weise schon viele Leute transportiert. Er weiß, was er tut.

Amir begann, sich auf den Puls zu konzentrieren, auf sein wild klopfendes Herz, und ganz langsam, Schlag für Schlag, brachte er es dazu, sich zu beruhigen. Er näherte sich seinem Herzen, wie ein Mensch sich einem wilden Pferd nähert. Wo hatte er das bloß gesehen? Als Kind? Beim Vater? Im Fernsehen? Er sah diese ausgestreckte Hand mit zittrigen Fingerspitzen, sie näherte sich den riesigen, widerspenstigen Nüstern. Die Löcher, sie transportieren Luft in den Kopf des wilden Tiers, die Aortenhöhlen, der Pferdekopf pulsiert, all die Sehnen, sein Körper zittert, eine Fleischwelle, Muskelwelle, die von Leben durchströmt wird. Und dann endlich berührt die Hand diesen riesigen heißen Körperteil. Streicht über ihn, nach unten zu den Augen. Und mit jedem Ausatmen beruhigt sich der Puls dieses schrecklichen Tiers.

Amir hatte sich etwas beruhigt. Was passierte draußen? Er hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war. Die Zeit war stehengeblieben. Oder sie lief zweimal so schnell. Es spielte keine Rolle. Er hatte nur noch seinen Atem, seinen Puls und die Dunkelheit. Er versuchte, alles ruhig zu halten. In der Dunkelheit formten sich blutige Bilder, rotbraun pulsierende Gerinnsel. Nach und nach begannen sie zu strahlen und sich zu faszinierenden lebenden Ornamenten zu entwinden. Das sind die Nerven, stellte Amir fest und bewegte eine Hand, um die Wand zu berühren, um sicherzustellen, dass er sich immer noch in diesem Hohlraum befand. In dem Moment glitt die Wasserflasche aus seiner Hand und rutschte weg. Das Wasser würde er später brauchen. Er wollte sich nach der Flasche ausstrecken, doch seine Hände waren so verkeilt, dass er sie nicht einen Zentimeter bewegen konnte. Die Wasserflasche verschwand im Dunkeln, in den Geysiren strahlender Pünktchen, die sich unter seinen Augenlidern formierten. Eigentlich nicht unter seinen Augenlidern, denn seine Augen waren offen. Aber nicht einmal darüber war er sich in dem Moment wirklich sicher.

Plötzlich bebte der Raum, ohrenbetäubender Lärm ertönte: Der Motor begann zu laufen, jemand hatte das Auto gestartet. Selbst wenn Amir jetzt schrie, würde ihn niemand mehr hören. Entsetzt vernahm er den ersten süßlichen Hauch – Benzin, das verbrannt wurde. Das Auto setzte sich in Bewegung.

Aus dem Tschechischen von Julia Miesenböck