Neu übersetzte Bücher |

Josef Váchal: Der blutige Roman

Kētos Verlag. Übersetzt von von Ondřej Cikán.

Vachal Blutiger Roman

Versuch eines Typus des idealen Schundromans.

Ein idealer Schundroman muss offenbar so verrückt wie möglich sein. Endlich gibt es dieses Standardwerk der hoch-tiefen Schundliteratur auch auf Deutsch. Es fehlen weder Piraten noch Verschwörungen noch Jesuiten noch Schweizer Käse noch böse Antialkoholiker. Unzählige Handlungsstränge sind flott miteinander verwoben, und jede Zeile birgt eine Überraschung.

Stil und Inhalt sind von den Schundromanen des 18. und 19. Jahrhunderts inspiriert. Diese Mischung aus Archaik und den literarischen Errungenschaften der Moderne ist eng mit der Prosa des österreichischen Schriftstellers H.C. Artmann verwandt, der allerdings bei Erscheinen Des Blutigen Romans gerade einmal drei Jahre alt war.

Seinen Blutigen Roman hat Josef Váchal im Jahr 1924 ohne Manuskript direkt gesetzt und in einer Auflage von nur 17 Stück gedruckt, und zwar wie die meisten seiner Bücher als Gesamtkunstwerk. 1970 wurde das Buch in hoher Auflage als Faksimile nachgedruckt und erlangte auf Anhieb Kultstatus, obwohl es auf Anhieb wieder verboten wurde. Sofort nach der Wende 1989 wurde der Verlag Paseka gegründet, der nach einer der Hauptpersonen Des blutigen Romans benannt ist. Es ist naheliegend, was seine erste Publikation war. Der Roman wurde zweimal verfilmt, zuerst von Ladislav Horáček, dem Gründer des Verlags Paseka, und dann noch einmal 1993 von Jaroslav Brabec. Die Holzschnitte des Romans zieren als Sgraffiti die Josef-Váchal-Gasse in Leitomischl (Litomyšl). In dieser Stadt befindet sich auch jetzige Váchal-Museum Portmoneum, von dem schon im Blutigen Roman die Rede ist.

Alle Infos auf
www.ketos.at

Lena Dorn