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In Polen gibt M. Szczygieł eine neue Reihe mit tschechischen Autoren heraus

Als Erstes erscheint Karel Čapeks Fabrik des Absoluten.

Fabryka absolutu (The Absolute at Large). Photograph © Petr Janyška

Fabryka absolutu (The Absolute at Large). Photograph © Petr Janyška

In Warschau ist soeben als erster Band der Edition „Série Stehlík“ – Herausgeber ist der bekannte Journalist und Schriftsteller Mariusz Szczygieł (dessen Nachname auf Tschechisch „Stehlík“, zu Deutsch Stieglitz bedeutet) – Čapeks „Fabrik des Absoluten“ erschienen. Zuletzt auf Polnisch veröffentlicht wurde dieses Werk 1971, und zwar basierend auf einer Übersetzung von 1947.

Seine Reihe mit tschechischen Autoren, die ihm besonders am Herzen liegen, hat Szczygieł erst vor Kurzem begründet. „Meine Edition Stehlík ist die literarische Auswahl eines Schriftstellers. Mehrmals pro Jahr möchte ich den polnischen Lesern die Gelegenheit geben, sich mit den besten tschechischen Autoren vertraut zu machen. Damit meine ich solche Autoren, von denen ich selbst nicht mehr loskomme. Es werden Romane, Erzählungen und Reportagen sein. Einige davon sind bereits auf Polnisch erschienen, mit der Zeit jedoch in Vergessenheit geraten, andere wiederum erscheinen erst jetzt auf Polnisch. Übersetzt werden die Texte von den besten Übersetzern, die ich kenne“, so Szczygieł auf dem Buchumschlag über sein Projekt.

Die Edition zeichnet sich durch eine gelungene Grafik aus, die sich positiv von den meisten anderen polnischen Büchern abhebt. Verwendung finden Bilder von Kateřina Sidonová, die Szczygieł für sich entdeckt hat und die er bewundert. So nimmt eines der Sidonová-Bilder den kompletten Umschlag des ersten Bandes ein, und lediglich auf einer kleinen weißen Beiheftung sind der Titel des Buches sowie Angaben zum Autor aufgeführt. Im Buchinneren befindet sich eine entsprechende Einlage mit Szczygiełs Kommentar zu Werk und Autor.

In einigen Wochen wird in derselben Reihe das Buch „Die Henkerin“ von Pavel Kohout erscheinen, darauf folgt „Der Seeleningenieur“ von Josef Škvorecký sowie „Das Märchen von Raška und andere Reportagen“ von Ota Pavel. Die von Szczygieł herausgegebene Reihe erscheint im polnischen Verlag Dowody na istnienie (Gründe für die Existenz), der sich auf Reportagen spezialisiert hat.

Die Edition leistet einen wichtigen Beitrag zur Übersetzung tschechischer Literatur in Polen, die dort immer wieder gern publiziert wurde, wobei einige Werke oder Autoren aber nach wie vor unberücksichtigt geblieben oder längst vergriffen sind. Jedes Jahr werden in Polen eine ganze Reihe neuer junger tschechischer Autoren veröffentlicht, doch eine rein tschechische Edition ist absolut einzigartig. Lediglich vor einigen Jahren hat der Verlag Agora (in dem auch die Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“ erscheint, bei der Szczygieł mehrere Jahre als Redakteur beschäftigt war) einen entsprechenden Versuch gestartet und eine Reihe mit 17 Werken tschechischer Schriftsteller herausgebracht, für die sogar ein Film produziert und als DVD den jeweiligen Bänden beigelegt wurde.

Mariusz Szczygieł hat sich wie kein Zweiter darum verdient gemacht, bei seinen Landsleuten das Interesse am Leben und an der Kultur ihrer tschechischen Nachbarn zu wecken. Seine eigenen Texte zeichnen sich durch einen sehr ausgefeilten Stil aus, der dennoch gut zugänglich und leicht lesbar ist; zugleich hat Szczygieł einen Blick für ungewöhnliche Details und den Facettenreichtum seiner Figuren, die er wie ein richtiger Reporter lebensecht beschreibt. Nach dem Erscheinen seines Werks „Gottland“ und weiterer Publikationen war in Polen ein regelrechter Boom für Tschechischkurse zu verzeichnen, auch sind immer mehr Polen ins polnisch-tschechische Grenzgebiet gereist – und nicht zuletzt dank Szczygieł sind die Tschechen bereits seit mehreren Jahren die in Polen beliebtesten Ausländer.

Petr Janyška
Direktor, Tschechisches Zentrum Warschau

Lena Dorn