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Jiří Kratochvil: Gute Nacht, süße Träume

Erschienen bei Braumüller, übersetzt von Christa Rothmeier.

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Brünn. Ein Drittel der Stadt ist von Bomben zerstört, in den Straßen tummeln sich Menschen, deren Häuser nun Ruinen sind. Alle wissen, dass der Krieg vorüber ist, aber noch keiner weiß, wie es weitergehen wird.

An dem Tag, an dem Hitler sich in Berlin umbringt, brechen drei Männer zu einer langen Wanderung durch Brünn auf. Dieser Streifzug durch die von der Roten Armee soeben befreite Stadt entwickelt sich zu einer Odyssee voller wundersamer, burlesker Augenblicke. Während an der Brünner Peripherie noch verzweifelt gekämpft wird, zieht ein Ensemble verkrüppelter Laienschauspieler mit Shakespeare im Repertoire durch die Innenstadt, eine blinde Seiltänzerin balanciert über den zerstörten Häusern auf einem Seil und ganz Brünn steht auf Pfeilern, die in einen riesigen unterirdischen See, eine Art schwarzen Spiegel der Stadt, eingelassen sind.

In diesem karnevalesken Treiben versuchen Kostja, Kuba und der von einer sprechenden schwarzen Katze begleitete Jind?ich ein Verständnis für den herrschenden Ausnahmezustand zu entwickeln. Während Kostja und Kuba nach einem in Brünn abgeworfenen amerikanischen Fallschirmspringer suchen, der im Besitz einer Sendung mit dem Wundermittel Penicillin sein soll, hat Jind?ich eine viel geheimere Mission: Er ist dazu auserwählt, das mythische Aufeinandertreffen von Gut und Böse zu entscheiden. Mehrmals im Laufe des Tages kreuzen sich die Wege der Suchenden, um am Ende auf unerwartete Weise zusammenzutreffen. Ji?í Kratochvil findet eine unverwechselbare Sprache für eine Zeit, in der nichts gewiss scheint.

Siehe auch: Braumüller Literaturverlag.

Lena Dorn