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Lesung aus Texten von Pavel Juráček

Mit anschließendem Gespräch mit dem Herausgeber Pavel Hájek. Am 20. 3. in Berlin.

Juracek denik

Pavel Juráček – der Regisseur, der aufhörte zu existieren.

Als Militäreinheiten der Sowjetunion, Bulgariens, Ungarns, Polens und der DDR am 21. August 1968 die Tschechoslowakei besetzten, bedeutete dies das Ende für den tschechoslowakischen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“. Schon bald nach dem Einmarsch begannen die Vertreter der neuen Verhältnisse eine Hetzjagd auf all diejenigen, die nicht einverstanden waren mit dieser Invasion, und zerstörten so die Biographien vieler Intellektueller und Künstler. Ihre Sympathien für den Prager Frühling mussten sie nun mit einem Arbeitsverbot oder der erzwungenen Emigration bezahlen. Einer derjenigen, die beschlossen hatten, Widerstand zu leisten, war Pavel Juráček, ein zu dieser Zeit international geachteter Filmregisseur und Drehbuchautor der neuen Welle, dem eine glänzende Zukunft bevorzustehen schien. Als Ideengeber war er an Filmen von Věra Chytilová beteiligt, wurde für eigene Regiearbeiten mit dem Großen Preis auf dem Internationalen Filmfestival Oberhausen und dem FIPRESCI-Preis auf dem Internationalen Filmfestival Mannheim geehrt und war 1969 mit der Leitung einer Produktionsgruppe in den Prager Filmstudios Barrandov beauftragt worden.

Für seine kompromisslose zivilbürgerliche Haltung, die ihn später dazu brachte, die Charta 77 zu unterzeichnen, wurde der Regisseur von Filmen wie Postava k podpírání und Případ pro začínajícího kata unbarmherzig bestraft: er erhielt ein Drehverbot und wurde bis zum Ende seines Lebens von der Geheimpolizei gejagt, die ihn auch in seinem Münchner Exil nicht aus den Fängen ließ. Wie hat Juráček den beruflichen Absturz und die folgende Periode seines Lebens durchgestanden? Womit hatte er zu kämpfen? Was bestimmte den Ablauf seiner Tage? Pavel Hájek (Václav-Havel-Bibliothek, Prag), Herausgeber des Werkes von Pavel Juráček, erörtert diese und ähnliche Fragen und liest aus neu entdeckten persönlichen und Prosatexten des Regisseurs.

Ort: Tschechisches Zentrum Berlin.
Datum: 20.03.2018 um 19:00

Weitere Informationen zur Veranstaltung:
Tschechisches Zentrum Berlin.

Weitere Informationen zum Buch (in englischer Sprache):
Pavel Juráček: Diary I. 1948–1956

Lena Dorn