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Ludvík Vaculík: Die Meerschweinchen

Übersetzt von Alexandra Baumrucker und Gerhard Baumrucker, erschienen bei Diaphanes in Zürich.

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»Sprechen wir nicht von Galgen, Kinder, sprechen wir von Haustieren«

Wie lehrreich sind doch Haustiere, in diesem Falle Meerschweinchen, für das Familienleben! Die Kinder beschäftigen sich mit etwas Lebendigem und lernen zu beobachten. Wie fühlt sich so ein Meerschweinchen auf ungewohnten Oberflächen? Wie geht es mit Gefahr um? Wem vertraut es? Wie pflanzt es sich fort? Und: Wie stirbt es? Wer sich als Erwachsener mit Meerschweinchen beschäftigt, muss sich nicht fragen, welch seltsame Dinge am Arbeitsplatz vorgehen. Äußerst seltsam ist zum Beispiel, dass an diesem Arbeitsplatz, der die staatliche Bank ist, die Klau-Routine der Angestellten plötzlich durchbrochen wird. Seltsam ist ferner, dass man dort verschlüsselt kommuniziert, dass leere Fässer hinter Türen warten und dass ein Ingenieur verschwindet, der vor einer wirtschaftlichen Katastrophe gewarnt hat.

In diesem Buch, das als »Naturkundebuch« für Kinder beginnt, tun sich nach und nach bodenlose Abgründe auf. Immer zwingender wird die Frage, wer hier eigentlich mit wem experimentiert. Vaculíks freundlich-fürchterliche Prosa, meisterlich übersetzt, entwickelt einen Sog, der an Kafka und Gogol, Robert Walser und Kleist erinnert.

Weitere Informationen bei Diaphanes.

Lena Dorn