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Wien: Mehrsprachiger Film Menandros & Thaïs

Nach einem Roman von Ondřej Cikán.

Menandros-the happy couple

2.6. und 4.6.-8.6. 2016, Burgkino, Wien

Hat es so einen Film schon einmal gegeben? Er besticht durch seine Grenzenlosigkeit: Eine Ästhetik, die Ritter, Beton, Orient, Wüste, Piraten und Panzer zusammenbringt ohne an Plausibilität zu verlieren. Und eine Konstellation, in der die Charaktere in (mindestens) drei unterschiedlichen Sprachen miteinander Sprechen (die allesamt nicht zu den angeblichen Orten passen, an denen sie sich nacheinander befinden) und etwas voneinander dennoch verstehen. Einiges wird wohl auch missverstanden. Aber was eigentlich? Sind Orte wichtig und ist das Verstehen an Sprachen gebunden?
In antiker Dramatik ist der Film erstaunlich aktuell, Klischees machen sich gegenseitig plausibel und zugleich übertrieben, als Mann eine orientalische Schönheit auf Quadratkilometern von Betonplatten zu finden funktioniert als Bild ganz schaurig, die Ironie ist an vielen Stellen doppelt – und wirft immer wieder Fragen auf – wie funktionieren die Mythen? Welchen Stillstand gibt es heute?
Und dabei sind auch noch die Bilder schön.

Der Film beruht auf einem Roman von Ondřej Cikán, der in Wien lebt und unter anderem als Übersetzer tätig ist. Seine Erfahrung mit dem nicht immer leicht zu ertragenden realen Widerspruch zwischen universellen allgemeinen ästhetischen Linien und kulturell vereinzelten Zusammenhängen ist der Produktion anzumerken. Gewissermaßen: Ein Übersetzer-Film. Wir sind gespannt, was noch von ihm zu hören sein wird.

Ondřej Cikán, geboren 1985 in Prag, lebt seit 1991 in Wien, klassischer Philologe, Übersetzer, Schriftsteller. 2013 Diplom im Fach der Gräzistik an der Universität Wien (die Masterarbeit war eine Rekonstruktion des verlorenen antiken Romans „Das Unglaubliche jenseits von Thule“) und Beginn des Doktorandenstudiums im Fach Byzantinistik. Sein Roman „Menandros und Thaïs“ erscheint 2011 im Wiener Verlag Labor, ebenda dann 2012 seine Übersetzung des tschechischen Langgedichts „Mai“ von Karel Hynek Mácha und 2013 sein eigenes Langgedicht „Prinz Aberjaja“ nach dem Märchen „Princ Bajaja“ aus der Sammlung von Božena Němcová. Siehe Mai auf czechlit.

Antonín Šilar, geboren 1986 in Prag, Bühnenbildner. 2011 Diplom am Institut für alternatives Theater der Prager Theaterakademie DAMU und Beginn des Doktoratsstudiums ebendort. 2010 Studium des Lichtdesigns in Helsinki. Am Theater arbeitet er vorwiegend mit der Regisseurin Petra Tejnorová zusammen. Ihre letzten großen gemeinsamen Projekte waren: 2014 das Live-Cinema-Stück „Nevina“ in der ehemaligen Fabrik Chirana und 2016 „Láska a informace“ an der Neuen Szene des Prager Nationaltheaters.

Weitere Informationen: www.menandros.cz

Lena Dorn