ERSTES KAPITEL,

IN DEM DER KLEINE PETER NICHT IN DIE SCHULE WILL UND EIN BISSCHEN SCHWINDELT, DASS ER KRANK IST, UND DANN EIN SPRECHENDES HOLZSCHEIT TRIFFT

 

Einmal wollte der kleine Peter nicht in die Schule, also hat er sich ausgedacht, dass er Halsschmerzen hat. Er blieb allein zu Hause und als er sich in der Speisekammer Schokolade holen wollte, stolperte er über ein Stück Holz.

Scheit: Au! Guck doch, wo du hintrittst!

Peter: Du kannst sprechen?

Scheit: Klar kann ich sprechen. Was ist daran besonders?

Peter: Du bist ein Holzscheit.

Scheit: Sei nicht frech, Junge.

Peter: Und was bist du dann?

Scheit: Ich bin eine Puppe.

Peter: Du siehst aber aus wie ein Scheit.

Scheit: Musst du so gefühllos sein?

Peter: Entschuldige. Aber wie kommt es, dass du aussiehst wie ein Scheit, wenn du eine Puppe bist?

Scheit: Das ist eine lange Geschichte.

Peter: Dann erzähl mal. Ich habe Zeit.

Scheit: Ich war nämlich nicht immer eine Puppe.

Peter: Und was warst du dann?

Scheit: Zuerst war ich ein Kern.

Peter: Was für ein Kern.

Scheit: Ein Pflaumenkern.

Peter: Und du warst gleich ein Kern?

Scheit: Was ist das für eine Frage?

Peter: Warst du nicht vorher vielleicht eine Pflaume?

Scheit: Nein. Wie kommst du denn auf so was?

Peter: Eine Pflaume, in der der Kern war?

Scheit: Aber woher denn, ich war ein besonderer Kern, ein einzelner. Solche Kerne sind unglaublich selten, sie sind magisch und können sprechen.

Sprechen kannst du wirklich, dachte Peter bei sich.

 

 

ZWEITES KAPITEL,

IN DEM AUS DEM KERN EINE PFLAUME WIRD, ER DANK SEINER SCHLÄUE EINE ZIEGE ÜBERLISTET UND PRÄSIDENT ALLER PFLAUMEN WIRD

 

Peter: Und wie ist es mit dir dann weitergegangen?

Scheit: Ein Junge, der Mistkerl, hat mich ausgespuckt.

Peter: Aber wieso, wenn du nur ein Kern warst?

Scheit: So ein ganz einzelner Kern war ich nun auch wieder nicht. Ich war eine Weile in einer Pflaume, aber daran kann ich mich kaum noch erinnern.

Peter: Entschuldigung. Der Junge hat die Pflaume gegessen und dich ausgespuckt.

Scheit: Aber nein! Zuerst hat mich ein Gärtner abgepflückt, in einen Korb geworfen und in die Stadt gebracht. Da haben sie mich in eine Kiste getan, zu anderen Pflaumen, die vor Angst ganz grün waren. Was wird aus uns? Was wird aus uns?

Peter: Und du hast dich nicht gefürchtet?

Scheit: Ich fürchte mich vor gar nichts. Als ich noch am Baum hing, kam eine Amsel angeflogen, die anderen Pflaumen zitterten vor Angst. Die Amsel kam direkt zu mir. Ich weiß nicht, ob du schon mal eine Amsel gesehen hast. Das ist ein Ungeheuer, so was wie ein Drache oder ein Krokodil, nur dass sie auch noch Flügel hat und Krallen und manchmal auch zwei Köpfe … Sie hatte schon den Schnabel aufgerissen und wollte mich auffressen, da sagte ich: „Wenn du mich verschluckst, Amsel, dann vergiftest du dich und bist hinüber.“ Und die Amsel sagte: „Was erzählst du da? Weißt du, wie viele Pflaumen ich schon gefressen habe?“ Und ich sagte: „Das waren dann wohl gewöhnliche Pflaumen, nicht so wie wir hier an diesem Baum, wir sind mit Fliegenpilzen gekreuzte Pflaumen, wir sind Fliegenpilzpflaumen.“

Und die Amsel sagte: „Und warum sollte ich dir das glauben?“

Und ich sagte: „Musst du nicht, friss mich ruhig, und du wirst sehen. Den nächsten Morgen erlebst du nicht mehr.“

Peter: Und was hat die Amsel gemacht?

Scheit: Sie ist weggeflogen und nie mehr wiedergekommen und die anderen Pflaumen haben mich zur Präsidentin gewählt. Weil ich ihnen das Leben gerettet hatte.

Peter: Aber dann ist der Gärtner gekommen und hat dich abgepflückt.

Scheit: Das ging ratzfatz. Ich musste mein Amt als Präsidentin unseres Baums niederlegen und endete in der Obst- und Gemüseabteilung.

Peter: Und wer hat dich da gekauft? Dieser Junge?

 

 

DRITTES KAPITEL,

IN DEM DIE PFLAUME AUF EINEM GEBURTSTAGSKUCHEN LANDET UND EINEN UNGEZOGENEN JUNGEN UND SEINE MUTTER TRIFFT

Seine Mutter hat mich gekauft. Und aus mir einen Geburtstagskuchen gemacht. Allerdings war der Junge, wie schon gesagt, ein Strolch, Mistkerl und Lump. Also hat er in dem Kuchen herumgefingert und als er mich im Mund hatte, hat er mich durch das ganze Zimmer gespuckt und ich flog aus dem Fenster im fünften Stock direkt auf die Straße und auf eine Wiese. Die Mutter des Jungen hat sich bei ihm entschuldigt, dass sie mich da drin vergessen hatte, und meinte, dass sie froh sei, dass sich der Junge keinen Zahn ausgebissen hat, und er fing an zu jammern, dass er sich vielleicht keinen ausgebissen, aber einen abgebrochen hat und wie weh das tut, also ist seine Mutter in den Spielzeugladen gegangen und hat ihm dafür einen Laster gekauft. Und als sie an der Wiese vorbeikamen, auf der ich völlig verdreckt gelegen habe, da ist der Junge noch absichtlich gegen mich getreten und hat sich die Schuhe nassgemacht. Und hat gleich angefangen zu jammern, dass er kalte Füße bekommt und krank wird.

 

 

VIERTES KAPITEL,

IN DEM WIR DEN GRIESGRÄMIGEN HERRN KAKTUS KENNENLERNEN

Und als dieser Junge gegen mich getreten ist, bin ich über die Straße geflogen, wo ich in einem Blumentopf mit einem Kaktus gelandet bin, der an der Straßenecke vor einem Blumenladen stand. Der Kaktus hat mich schrecklich finster angesehen, seine Haare waren lang und weiß, genau wie sein Bart.

„Was liegst du hier rum wie ein ausgespuckter Kern?“, fragte mich der Kaktus.

„Ich bin ein ausgespuckter Kern“, sagte ich.

„Das ist mir egal. Sieh zu, dass du verschwindest.

Das hier ist mein Revier!“

„Und wie soll ich verschwinden? Ich bin ein Kern.“

 

Der Kaktus holte tief Luft und blies sich auf, und auf einmal war er ein grüner Ballon. Er glotzte mich mit großen Augen an. Und als er kugelrund war, pustete er die ganze Luft zu mir und ich flog schon wieder durch die Luft und hatte das Gefühl, dass mir die Lust am Fliegen langsam vergangen war. Und auf einmal landete ich in einem anderen Blumentopf mit schwarzer Erde und diese Erde war feucht und weich und ich versank in ihr wie in weichem Brei.

 

 

FÜNFTES KAPITEL, IN DEM PETER LANGSAM ETWAS UNSICHER WIRD UND NICHT WEISS, OB ER DEM SCHEIT GLAUBEN SOLL, ABER DANN TAUCHT EIN ALTER HERR PROFESSOR IN DER GESCHICHTE AUF UND ALLES NIMMT EINE GANZ SCHÖN HEFTIGE WENDUNG

 

Peter: Du erzählst schon ganz schön lang und bist immer noch ein Pflaumenkern. Dabei hast du gesagt, du wärst eine Puppe.

Scheit: Wenn du schlauer wärst, wüsstest du, was mit einem Kern passiert, wenn du ihn in Erde pflanzt.

Peter: Wächst eine Puppe daraus?

Scheit: Es wächst ein Baum daraus. Und genau das ist mit mir passiert.

Peter: Du bist im Blumentopf gewachsen?

Scheit: Auf einmal habe ich gemerkt, wie ich größer werde, und stärker und wie aus mir Wurzeln herauswachsen, die immer länger werden, und dann wie ich nach oben gedrückt werde, aus der Erde heraus. In diesem Blumenladen dachten sie, ich wäre irgendeine seltene unbekannte Blume, und das dachte auch der alte Herr Professor Doktor, der mich dort gekauft hat.

Der war sehr nett zu mir und hat sich mit mir über Wissenschaft unterhalten, deshalb bin ich auch so gebildet. Während ich gewachsen bin, hat er mir ständig den Blumentopf gewechselt. Er hat Studenten und Studentinnen zu sich eingeladen und ihnen Vorträge über mich gehalten und ihnen erzählt, wie selten und kostbar ich bin. Er hat ein dickes Buch über mich geschrieben. Als ich schon bis an die Decke gewachsen war und im allergrößten Blumentopf wohnte, hat der Herr Professor eine Reihe anderer weiser Professoren zusammengerufen, damit er mich ihnen zeigen konnte und sie bezeugen konnten, dass ich seine Entdeckung war, und mich nach ihm benennen sollten.

Peter: Und wie hieß dieser Professor?

Scheit: Er hieß Pflaume. Alois Pflaume.

Peter: Aber so heißt du doch auch?

Scheit: Musst du mich ständig unterbrechen?

Peter: Entschuldigung.

Scheit: Also kam der Rat der Weisen zusammen. Da war ich schon im Garten eingepflanzt. Und als sie mich gesehen haben, fingen sie gleich ordentlich an zu lachen und sie lachten immer mehr, bis sie sich krümmten vor Lachen, einige kugelten sich auf dem Boden, sie lachten wie die Wahnsinnigen. Nur Professor Pflaume und ich standen da und verstanden gar nichts. Dann klopfte sich der ernsteste und älteste Professor mit dem weißesten und längsten Bart die Kleider ab und sagte: „Mein lieber Kollege Pflaume, ich denke, wir haben nichts dagegen, wenn diese von Ihnen entdeckte Pflanze Ihren Namen trägt, weil sie es schon tut. Das ist nämlich ein Pflaumenbaum.“

Und Professor Pflaume wurde zuerst rot und dann blau, wobei er wirklich wie eine Pflaume aussah, und dann warf er alle die Herrn Kollegen aus dem Garten, schmiss ihnen Steine und Erde hinterher und alles, was ihm in die Finger kam.

Peter: Und du?

Scheit: Mich hat er nicht mehr angesehen und auch nicht mehr mit mir gesprochen. Ein paar Tage später hat er das Haus mit Garten und mir verkauft, seine Koffer gepackt und ist nach Australien gereist.

 

 

SECHSTES KAPITEL, IN DEM NEUE BESITZER IN DIE VILLA KOMMEN UND DANN AUCH NOCH FÜNF MÄNNER MIT ÄXTEN. UND WIEDER PASSIERT WAS!

 

Die neuen Besitzer des Hauses waren Spanier, eine große Familie, die Eltern und zehn Kinder, und sie beschwerten sich ständig, dass im Garten zu wenig Sonne wäre und sie frieren würden, und die Kinder spuckten meine Pflaumen aus, weil sie angeblich sauer waren, und dann kam ein großer blauer Lastwagen und fünf Männer sprangen heraus und fingen an, mit Äxten auf meinen Stamm einzuhauen und die spanische Familie holte schon die Sonnencreme und die Sonnenbrillen heraus. Mir hat das Hacken nicht wehgetan, es hat gekitzelt, ich musste lachen und kichern bis zum Umfallen. Eh ich mich versah, nahmen die Männer eine Säge und fingen an, an mir herumzusägen. Und dann passierte etwas Merkwürdiges. Auf einmal war ich mehrere.

Peter: Wie meinst du das?

Scheit: Ich war zehn Stücke und jedes Stück war ich.

„Was hat das zu bedeuten?“, fragte das eine Ich.

„Woher soll ich das wissen?“, erwiderte das zweite Ich.

„Sie haben Scheite aus uns gemacht“, sagte das dritte Ich.

„Was für ein Unglück. Was wird nur aus uns?“, heulte das vierte Ich.

„Ich will kein Scheit sein!“, schrie das fünfte Ich.

Und da fingen sie schon an, uns auf den Lastwagen zu laden, wir trösteten das vierte Ich und dann fing auch noch das fünfte, sechste und siebente Ich an zu weinen und wir neuntes und zehntes Ich haben nur noch darüber gelacht. Es war ein schreckliches Durcheinander und der Lastwagen holperte über die Straße und wir sind hochgehüpft und ich, weil ich oben lag, bin so hoch gehüpft, dass ich auf einmal rausgeflogen bin. Und wieder flog ich durch die Luft wie damals, als ich noch ein Kern war.

Peter: Und das wievielte Ich warst du?

Scheit: Na ich.

Peter: Aber das erste, zweite oder dritte?

Scheit: Weiß ich nicht.

Peter: Oder das zehnte?

Scheit: Einfach nur ich. Jetzt gab es nur noch mich.

 

 

SIEBENTES KAPITEL, IN DEM DER SCHEIT NUR NOCH EINER IST, HERRN VACLAV ROBERT MICHAEL HOLZWURM KENNENLERNT, WAS BEINAH SEIN SCHICKSAL BESIEGELT

 

Und ich flog, bis ich im Graben landete. Und dann habe ich etwa einen Tag in dem Graben gelegen. Es war feucht. Der Matsch klebte von unten an mir und ich dachte schon, ich bleibe dort in alle Ewigkeit. Und dann spürte ich auf einmal so ein Kitzeln und aus dem Kitzeln wurde auf einmal ein Stechen und aus dem Stechen wurde so ein Gefühl, als würde mich jemand mit einem kleinen Messer schneiden und mit einer kleinen Gabel pieken.

„Au!“, rief ich und sah einen hässlichen Käfer mit einem großen zapfenartigen Kopf, der mich mit Glubschaugen anglotzte. Um den Hals hatte er eine weiße Serviette und in den Händen hielt er Messer und Gabel.

„Was machen Sie da?“, fragte ich ihn.

Der Käfer tat ganz überrascht, überlegte und setzte sich auf einen Kiesel mir gegenüber.

„Mensch, was starren Sie so?“, fragte ich weiter. „Denken Sie, Sie können einfach so mir nichts dir nichts an mir rumsäbeln?“

„Und was sollte ich mit Ihnen sonst machen?“, rief der Käfer mit piepsiger Stimme. „Sie sind schließlich mein Mittagessen.“

„Was soll ich sein?“

„Mein Mittagessen“, antwortete der Käfer. „Und Abendessen und Frühstück und noch ein Mittagessen und Abendessen und Frühstück und noch mal Mittagessen …“

„Jetzt sagen Sie mal“, fiel ich ihm ins Wort. „Was erlauben Sie sich? Ich bin niemandes Mittagessen. Und schon gar nicht Ihres. Wer sind Sie denn überhaupt?“

Der Käfer stellte sich auf die Zehenspitzen, hob sein spitzes Kinn zum Himmel und stellte sich stolz vor. „Ich bin Vaclav Robert Michael Holzwurm.“

„Sie sind ein Wurm? Ich dachte, Sie sind ein Käfer.“

„Ich bin weder ein Wurm noch aus Holz! Ich bin ein Käfer namens Holzwurm. Kapiert? Und wer sind Sie, wenn Sie kein Mittagessen sind? Hm??“

„Ich?“

„Ja! Wer sonst?“, sagte der Holzwurm und grinste bis über beide Fühler. Da fühlte ich ein bisschen überrumpelt. Eine ganze Weile wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Der Holzwurm sah mich streng an. Er musterte mich. Endlich brachte ich hervor:

„Ich … ich … also … ich bin eine Pflaume.“

Vaclav Robert Michael Holzwurm lachte auf. Er hob Messer und Gabel hoch und rieb selbstvergessen aneinander.

„Also, ich war eine Pflaume“, berichtigte ich mich.

„Ach ja?“, sagte der Käfer, rückte seinen Latz zurecht, holte aus irgendeiner Tasche einen Teller hervor und stellte ihn sich auf den Schoß.

„Danach war ich ein Kern und dann war ich eine geheimnisvolle seltene Pflanze und dann war ich wieder eine Pflaume, aber diesmal ein ganzer Pflaumenbaum und danach waren wir mehrere und jetzt … jetzt …“, und dann war ich mit meinem Latein am Ende. Mir fiel nichts ein. Ich hatte noch nie darüber nachgedacht. Und der Käfer grinste und kicherte und verdrehte die Augen. Dann leckte er sich gierig die Lippen und sagte:

„Jetzt sind Sie mein Mittagessen, Abendessen und Frühstück …“

Ich konnte es ihm nicht ausreden.

„Moment!“, piepste der Käfer. „Was ist heute für ein Tag?“

Er zog ein Notizbuch aus einer weiteren Tasche und fing an, darin zu blättern. Er fand die Seite, die er gesucht hatte, stach mit der Gabel hinein und sah mich bedeutungsvoll an.

„Übermorgen sind Sie der Sonntagsbraten.“

Das Schlimmste daran war, das ich mir überhaupt nicht sicher war, ob dieser Winzling nicht vielleicht Recht hatte, und mich beschlich immer mehr das Gefühl, dass es so war. Und er kam schon näher und wetzte sein winziges Besteck und redete und redete.

„Am Sonntag kommt mein Bruder Anton Karl Theodor Holzwurm und meine Schwester Gotthilfine Camilla Clara Holzwurm und Onkel Benjamin Ewald Ernst Holzwurm und seine Freundin Helene Holzschwamm …“

Er sprang auf meinen Rücken, stellte seinen Teller auf mir ab und begann, mit seinem Messerchen an mir herumzusäbeln.

„Eins ist klar, wenn Sie wüssten, was Sie sind oder nicht sind, dann wäre das was anderes, aber so …“

Eine Zeit lang kitzelte es, dann zwickte es und dann. Dann! DANN!

Begann die Erde zu donnern, das Gras fing an zu zittern und der Käfer Vaclav Robert Michael Holzwurm flog mit seinem Teller von meinem Rücken wie eine Pflaume. Von irgendwoher stürmte ein riesiger, zottiger, schwarzer Hund heran und biss in mich hinein. Schnaufend und keuchend fetzte er mit mir über die Wiese. Er rannte durch hohes Gras und hielt mich fest in der Schnauze. Dann bremste er scharf, direkt vor einem Mädchen mit Zöpfen in einem blauen Kleidchen. Sie nahm mich ihm ab und kraulte ihn hinter dem Ohr. Der Hund brummte zufrieden.

 

 

ACHTES KAPITEL, IN DEM DER SCHEIT WIEDER VIEL DURCH DIE LUFT FLIEGT, WAS AN DEM MÄDCHEN LUCIE UND DEM HUND LUDWIG LIEGT

 

„Braver Ludwig“, sagte das Mädchen und schaute mich nicht einmal an. Sie nahm mich fest in ihre rundliche Hand und warf mich mit aller Kraft in die Luft. Und wieder flog ich wie eine Rakete. Das Mädchen hatte unwahrscheinliche Kraft. Ich flog und flog, dann ein Knall und ich stürzte auf die harte Erde, und bevor ich wieder richtig zu mir kam, packte mich wieder der Hund und stürmte mit mir zurück zum Mädchen, um sich kraulen zu lassen, und das Mädchen schleuderte mich wieder durch die Luft, noch weiter als zuvor, und so ging das ohne Unterlass, hin und zurück, hin und zurück, bis es dämmerte. Im Häuschen am einen Ende der Wiese, das ich in diesem Durcheinander gar nicht bemerkt hatte, ging Licht an und aus dem Fenster wurde gerufen:

„Luciiiiieee, komm nach Hause … Abendbrot!“

„Abendbrot …“, seufzte Vaclav Robert Michael Holzwurm irgendwo im hohen Gras.

 

Aus dem Tschechischen von Katharina Hinderer