Lenka Brodecká

Ein Stern wird gesucht

2015 | Host

Der Tag davor
Bei Tagesanbruch übertrat er die Grenze zum Königreich mit dem Namen
Strahlender Stern. Er war zu Fuß und allein unterwegs. Schwer zu sagen, ob er
ein Junge war oder ein Mann, aber die die ihm unterwegs begegnet waren
behaupteten, er sei der Spaßmacher, weil er einen roten Anzug anhatte mit
Fransen um die Taille, einer gehörnten Mütze auf dem Kopf und schmale lange
Schuhe mit eingedrehten Spitzen. Auf dem Rücken trug er einen roten
Rucksack. Mittags blieb er stehen, setzte sich auf einen Baumstumpf, breitete
ein Leintuch auf seinen Knien aus und aß bescheiden zu Mittag. Er machte
einen nachdenklichen Gesichtsausdruck. Dann zog er ein großes Notizbuch aus
seinem Rucksack und schrieb etwas hinein. Er blickte zum Himmel und machte
sich bald auf den Weg. Morgen schon sollte er vor dem König niederknien.

Die Prinzessin
Am Morgen erwachte die Prinzessin, streckte sich und schlüpfte in ihre rosa
Pantoffelchen. Das wird heute vielleicht ein Tag!, freute sie sich. Und schon war
sie am Fenster. Sie sah auf den gewundenen Weg hinunter, der zum ersten
Burgtor führte, aber noch war nichts zu sehen, keine Menschenseele. Schnell
waschen, anziehen und Haare kämmen. Die Tür zum Badezimmer ging mit
einem lauten Knall zu. Die Prinzessin hieß Prinzessin. Wirklich. Den Namen
hatte ihr die Mama gegeben. Und auch sonst sah sie ihr ähnlich, ein rundes
Gesicht, goldene Haare und den Schalk im Nacken. Alle, die noch die Königin
gekannt hatten, staunten über die Ähnlichkeit, aber Prinzessin konnte sich
nicht an die Mama erinnern. Sie kannte sie zwar von den Bildern, und sie hörte
auch, dass sie sehr lieb und mutig gewesen sei, aber sie ahnte nicht, dass sie
das gleiche Lachen wie die Mutter besaß, dass sie genauso gern verträumt in
die Ferne sah, und wenn plötzlich etwas Seltsames passierte, sie beide Hände
vor den Mund nahm, wie ihre Mutter. Das hier hat aber niemand der Prinzessin
gesagt – auch wenn doch der Papa noch da war und vielleicht noch jemand, der
diese Ähnlichkeiten mochte.

Prinzessin machte nur eine Katzenwäsche, zog sich irgendwas drüber und stand
schon wieder am Fenster und blickte auf den gewundenen Weg. Mit flinken
Fingern flicht sie dabei einen Zopf, der ihr über der Schulter hing und schon
einen halben Meter lang war – und nochmals solang sollte er werden. Der Weg
zur Burg war immer noch leer. Prinzessin gefiel das nicht, die Sonne stand doch
schon weit oben über den Bäumen und brannte herunter, wo blieben sie denn
nur? Am Fenster flogen ein paar weiße Tauben vorbei. Prinzessin seufzte und
flicht weiter. Gerade als sie dachte, sie hätte ganz weit hinten am Weg eine
Gestalt gesehen, klopfte jemand an die Tür ihres rosafarbigen Zimmers. Es war
der Zeremonienmeister in seinem Festtagsbarett. Er steckte seinen Kopf hinein
und wünschte Prinzessin einen guten Morgen. Die Prinzessin lief ungeduldig
auf ihn zu. „Und, sind sie schon da? Wieviele sind es?“ „Bis jetzt niemand, Eure
Hoheit“, antwortete der Zeremonienmeister, „aber sie kommen bestimmt bald.
Ihr solltet allerdings so bald wie möglich zum Frühstück erscheinen. Der Herr
König lässt Euch ausrichten, dass Euer Kakao kalt wird.“ „Na ja, aber was mache
ich damit?“ Die Prinzessin deutete auf den halben Zopf. Der
Zeremonienmeister blickte verzweifelt drein. „Keine Ahnung, wie wär’s
damit…“ Er drückte der Prinzessin seine rote Mappe in die Hand, die er unter
dem Arm geklemmt hatte, und band dort, wo der Zopf endete, aus den Haaren
einen doppelten Fischerknoten. „Eine ausgezeichnete Idee, Herr
Zeremonienmeister!“, sagte Prinzessin lachend und lief in den Speisesaal.
Heute findet auf der Burg ein Wettstreit statt, ein neuer Spaßmacher wird
gesucht. Der alte Spaßmacher, Herr Ceplecha, ist letzten Monat in Rente
gegangen und der König, der Herrscher über das Königreich des Strahlenden
Sterns, ließ im ganzen Land verlauten, man suche einen geschickten und
unterhaltsamen anstatt seiner – also anstatt dem Herrn Ceplecha. Alle
Interessenten sollten heuten zur Burg kommen und ihr Können zeigen, und der
König wird den besten aller Spaßmacher wählen. Die Uhr schlug zehn. Im
Empfangssaal standen ein paar Damen und Herren herum, die meisten waren
in Schürzen gekleidet. Offenbar war es hier üblich, denn niemand schien sich
etwas daraus zu machen. Der König saß vorne auf dem Thron, Prinzessin neben
ihm auf einem Thrönchen. Mit einem grauen Taschentuch bedeckte sie die
Flecken auf ihrem Rock, die sie vom Frühstück mitbrachte – es hatte Krapfen
und Kakao gegeben. Prinzessin beobachtete voller Ungeduld die Tür zum Saal.
Die Spannung schwoll an. Es ertönten die Fanfaren, die Tür ging auf, der
Zeremonienmeister im festlichen Barett trat ein und meldete: „Auf Befehl Ihrer
Majestät dem König, die Spaßmacher dürfen eintreten!“ Der

Zeremonienmeister trat zur Seite und der erste Spaßmacher betrat den Raum,
der zweite Spaßmacher – und der dritte Spaßmacher. Nur drei?!, dachte
Prinzessin und wandte ihr enttäuschtes Gesicht dem Vater zu. Sie dachte, es
würden mindestens dreihundert Interessenten kommen! Der König zuckte mit
den Schultern und sprach laut: „Ich heiße euch, liebe Spaßmacher, auf unserer
Burg willkommen. Gleich beginnt das Auswahlverfahren. Derjenige von euch,
der unsere Hoheiten am besten unterhält, bekommt die Stelle als Spaßmacher
der Burg. Er wird bei uns wohnen, mit uns speisen und gute Laune auf der Burg
verbreiten, bis zur Rentenzeit. Die anderen beiden bekommen eine Schachtel
Pralinen und können ihr Glück woanders probieren. Ich erkläre den
Wettbewerb für eröffnet!“ Ein Applaus ertönte und daraufhin trat der erste
Spaßmacher hervor. Er machte einen lustigen Knicks, zwei Salti Mortale und
spielte auf seinen Schellen Alle meine Entchen. Dann noch ein paar Flickflacks
und Purzelbäume quer durch den ganzen Saal, entlang der Zuschauerreihen,
hier und da stupste er jemandes Nase an, sogar den König zog er am Zipfel
seines Umhanges. Alle amüsierten sich prächtig, nur der König schien nicht
zufrieden zu sein. Dann zog der Spaßmacher ein riesiges Pustefix aus seiner
Tasche und machte Unmengen von Seifenblasen. Eine schillernde Seifenblase
pustete er so lange auf, bis sie so groß wie er selbst war. Er stieg hinein und
erhob sich in die Höhe, immer höher bis zur Decke. Das Publikum verfolgte das
Spektakel mit nach hinten geneigten Köpfen und angehaltenem Atem. Oben an
der Decke platzte die Blase und der Spaßmacher fiel herab. Im freien Fall
schaffte er es noch den Witz von Fritzchen und der Lehrerin herauszuschreien –
dann hörte man ein Plumps und alle erstarrten vor Schreck. Aber plötzlich
schnellte der Spaßmacher hoch, als ob er aus Gummi wäre, verbeugte sich und
verteilte Luftküsschen. Was für ein Applaus das war! Alle lachten und die
Prinzessin hüpfte sogar um den Thron herum. So sehr hatte ihr die Vorstellung
gefallen. Nur der König blickte mürrisch drein. Der Saal verstummte und der
zweite Spaßmacher trat hervor. Er verbeugte sich, trippelte ein paar
Balettschritte und sang dabei ein Scherzlied: „Wer kennt den Ratz, den
Stinkefatz! Seine Püpse kommen – ratzefatz!“ Hahaha! Das Publikum hielt sich
die Bäuche vor Lachen, Prinzessin klatschte, aber der König lachte nicht.
Daraufhin blies der Spaßmacher die Backen auf und tat mit den Händen so, als
würde er Trompete spielen. Und obwohl die Trompete unsichtbar war, ertönte
ein durchdringendes Tröten den Saal. Der Spaßmacher spielte auf der
unsichtbaren Trompete das Scherzlied vom alten Ratz. Wie rätselhaft! Wie
macht der Magier das bloß?, wunderten sich alle. Dann führte der Spaßmacher
ein Geigenspiel vor. Den Bogen in der rechten Hand fiedelte er und im Saal

hörte man das gleiche Lied in einer wunderschönen Geigenmelodie. Das
gleiche Kunststück führte der Musiker mit einem Klavier und einem Bass vor.
Die Instrumente waren nicht zu sehen, aber alle konnten sie hören! Zum
Schluss nahm der Spaßmacher seine Mütze vom Kopf. In seinem Haar saß ein
Kanarienvogel, der auf Befehl „Ratzefatz“ mit seiner Vogelstimme flötete, dann
legte er ein Ei, welches auf den Boden purzelte, zerbrach und plötzlich erwuchs
daraus ein Schokoladenhase. Der Spaßmacher nahm den Hasen und
überreichte ihn mit einer Verbeugung der Prinzessin. Und wieder gab es
Applaus! Alle lachten und Prinzessin hüpfte mit dem Hasen um das Thrönchen
herum. So sehr hat ihr die Vorstellung gefallen. Nur der König schaute immer
noch grimmig drein. Der letzte Kandidat war an der Reihe. Da sind wir aber
neugierig, was uns dieser Scherzkeks vorführen wird, dachten die Zuschauer
und richteten ungeduldig die Augen auf den dritten Spaßmacher. Mit
unsicherem Schritt betrat dieser die Mitte des Saales. Es sah nicht so aus, als ob
er ein Kunststück vorbereitet hätte, er hatte es sogar versäumt, vor der Türe
den Rucksack abzulegen. Was ist los, was ist los? Na aber sowas! Raunte es
durch den Saal. Der Spaßmacher trat langsam bis an den Thron, kniete auf das
rechte Knie und richtete seinen Blick fest auf den König. Und auch der König
sah den Spaßmacher unverwandt an. Das dauerte eine Weile. „Nun denn,
Spaßmacher, zeige auch du uns dein Können!“, sagte der König und winkte mit
der rechten Hand. Der Spaßmacher ergriff das Wort: „Aber ich, Eure Hoheit…“
Und wieder blickte er lange in die Augen des Königs. Im Saal hörte man ein
gedämpftes Empören und Prinzessin blickte sich verständnislos um. „Nun zeig,
zeig doch schon etwas“, ermunterte ihn der König, lehnte sich bequem zurück
und wartete. Der Spaßmacher blickte sich verschüchtert um. Dann nahm er
seinen Rucksack ab und zog daraus zunächst sein Notizbuch raus und dann eine
große Schere. Er riss ein Blatt Papier heraus, faltete es einige Male und fing
langsam an zu schneiden. Zunächst im Zickzack am Rand entlang und dann fing
er an, in der Mitte kunstvolle Löcher zu schneiden. Bald darauf war er
dermaßen in sein Werk vertieft, dass er sich beinahe die Zunge durchgebissen
hätte. Im Saal hörte man ein bösartiges Brummen. Sollte das etwa alles sein?
Sollen sie so einen doofen Spaßmacher dabei zusehen, wie er im Papier
herumstocherte? Die Prinzessin setzte ein böses Gesicht auf. Nur der König als
einziger klopfte sich auf die Schenkel und grunzte vor Lachen, die ganze lange
Zeit, als der Spaßmacher das Papier bearbeitete. „Papa“, regte sich Prinzessin
auf, „wie kannst du nur über sowas lachen? Der Spaßmacher macht sich doch
lustig über uns!“ „Na, mein lieber Spaßmacher“, sprach der König, „was sagst
du dazu?“ Dieser sagte nichts. Langsam beendete er sein Werk, packte die

Schere wieder zurück in seinen Rucksack und breitete das zerschnittene Papier
aus. Oooh, raunte das verzauberte Publikum. Der Spaßmacher verwandelte das
Blatt Papier in eine verzierte runde Serviette, eine wunderschöne Schneeflocke
aus Papier. Nun aber wusste er nichts damit anzufangen, er wusste nicht, wie
er die Vorstellung spannend beenden sollte. Ratlos sah er sich um, bis sein Blick
auf den beschmutzten Rock der Prinzessin fiel – und kam nicht mehr davon los.
Er spuckte ordentlich in die Mitte der Schneeflocke hinein, und mit einem
Schlag klebte er diese Schneeflocke genau auf den Fleck, der vom Frühstück
stammte. Eine peinliche Stille kam auf. Nach dem die Prinzessin wieder zu sich
gekommen war, sprang sie auf richtete sich zum Ohr des Königs auf: „Schick ihn
sofort weg, Papa, dieser Frechdachs hat mich ganz schön vorgeführt!“ Der
König flüsterte: „Meine liebe Tochter, verzeih ihm das bitte“, und streichelte
der Prinzessin übers Gesicht. „Schau mal, wie dein Rock jetzt schön ist. Vorher
warst du ein kleiner Dreckspatz.“ Er zwinkerte ihr zum. „Und wegschicken
werde ich ihn nicht, ich hab mich gerade für ihn entschieden.“ „Wie bitte?!“,
rief die Prinzessin aus. „Die ersten beiden waren doch so lustig, aber der hier ist
ein absoluter Langweiler. Und er hat nur eine Schelle!“ „Ich hab mich
entschieden“, beendete der König das Gespräch, „ich weiß, was ich tue.“ Die
Prinzessin war es gewohnt, zu gehorchen, und so kehrte sie niedergeschlagen
zu ihrem Thrönchen zurück. Der König klatschte in die Hände und ordnete laut
an: „Bringt dem ersten und dem zweiten Spaßmacher ihre Pralinen!“

Der schwarze Krebs
Der Spaßmacher quartierte sich in einer Kammer im dritten Stock der Burg ein.
Aus dem Fester hatte er eine schöne Aussicht auf den tiefen Wald, aus dem hie
und da ein Felsen hervorguckte. Den Wald betrachtete der Spaßmacher gerne,
lieber als den Fischteich. Jetzt flog ein Schwarm Tauben vor seinem Fenster. Sie
machten einen Kreis in Richtung Wald und kamen um die Ecke wieder hervor.
Schön ist es hier, freute er sich, und auch die Kammer sagte ihm zu. Es gab ein
Bett und einen bemalten Schrank dort, einen Tisch und einen Lesesessel. An
der Wand hing ein kleines Regal und auf dem Boden lag ein bunter Teppich. In
einer Nische hinter der Tür versteckte sich ein Waschbecken mit einem kleinen
Spiegel. Der Spaßmacher packte seinen roten Rucksack aus. Viele Sachen besaß
er nicht: ein Ersatzkostüm mit einer Mütze und spitzen Schuhen, Seife,
Handtuch, Zahnbürste und Zahnpasta, ein Schampoo und einen Kamm, und
auch eine Kleiderbürste und einen Lappen zum Schuheputzen. Er legte diese

Sachen in den Schrank oder zum Waschbecken. Dann packte er zwei dicke
Notizbücher aus, eine Feder, einen Bleistift mit Radiergummi, die Schere, mit
der er vorhin im Saal die Schneeflocke geschnitten hatte, und ein
Taschenmesser – diese Sachen platzierte er in die Schublade am Tisch. Und
zum Schluss nahm er sein Wertvollstes heraus: die Bücher. Er besaß zwei, eines
über Bäume, das andere handelte von Verbrechen, beide waren für den Weg
sorgfältig verpackt gewesen. Jetzt packte er sie aus und prüfte, ob ihnen nichts
zugestoßen war. Zum Glück waren sie in Ordnung, seine Freunde. Der
Spaßmacher schnupperte an den Seiten und legte die Bücher vorsichtig ins
Regal über dem Tisch. So, sehr schön sieht das alles aus. Bis zum Mittagessen
blieb noch eine halbe Stunde, und so machte sich der Spaßmacher auf, um die
langen Gänge der Burg zu erkunden. Es war kalt und ungemütlich dort. In
anderen Burgen und Schlössern gab es Bilder an den Wänden und vergoldete
Kerzenständer, rote Läufer auf den Böden und ab und zu eine bemalte Vase mit
einem Blumenstrauß drin, aber all das fehlte hier. Der Spaßmacher ging in den
zweiten Stock hinunter und hörte jemanden Klavier spielen. Leise ging er die
Reihe der Türen entlang, bis er zum Raum kam, aus dem die Musik ertönte. Er
zögerte keinen Augenblick, beugte sich vor und heftete sein Auge an das
Schlüsselloch. Drinnen erblickte er ein Stück von einem dunklem Raum mit
einem violetten Vorhang, eine schwarze Pianoplatte und den Teil einer
Klaviatur, auf der zwei faltige Hände hin und her liefen wie zwei
aufgescheuchte Spinnen. Der Rest des geheimnisvollen Pianisten war nicht zu
sehen. Sein Schwindel erregendes Spiel steigerte sich in ein Forte und die
faltigen Hände hämmerten derart wütend in die Tasten, dass der Spaßmacher
vor Schreck von der Tür wegsprang. „Da sieh mal einer an“, dachte er, „ es gibt
also ein Schlossgespenst. Und ein musikalisches dazu!“ Und gleich machte er
sich einen Eintrag in sein Notizbuch. Danach ging er in den ersten Stock
hinunter und ließ seinen Blick aus dem Fenster über den Arkadenhof gleiten. Er
war quadratisch und in seiner Mitte ragte ein Baum mit sehr vielen Ästen
empor. Der Spaßmacher richtete seinen Blick in die nordwestliche Ecke: das ist
also der berühmte Spiegelturm, hier wird der Stern versteckt gehalten. Mit den
Augen erklomm er den steinernen Zylinder nach oben, aber bis ganz nach oben
schaffte er es von dort nicht. Plötzlich hörte man von irgendwo ein seltsames
Dröhnen. Der Spaßmacher blickte um sich, bis ihm klar wurde, dass da
Geräusch aus der Wand kam. Er legte sein Ohr an die Wand, hörte ein
entferntes Klacken – und dann nichts. Seltsam. Was konnte das gewesen sein?
Er ging weiter und wunderte sich, keine Menschenseele zu treffen, als ob er
ganz allein auf der Burg wohnen würde. Erst im Erdgeschoss in der

Empfangshalle, gegenüber der gläsernen Tür, die zum Hof führte, traf der dann
doch jemanden: auf einem hohen Tisch in einem goldenen Käfig saß ein
Papagei. „Grüß dich, Papagei“, sagte der Spaßmacher. „Du hast aber schöne
Federn.“ „Lori, Lori,“ röchelte der Vogel, „Lori seeehrrr schön!“ „Ich bin der
neue Spaßmacher und geh jetzt mittagessen.“ „Prinzessin nascht, nascht,
Prinzessin nascht“, kreischte Lori. „Na klar doch“, lachte der Spaßmacher, „sie
wird wohl eine kleine Naschkatze sein.“ „Mechanikus leuchtet, Mechanikus
leuchtet!“ Der Spaßmacher begriff nicht. Mit Papageien kann man sich nicht
vernünftig unterhalten. Er schaute über den Hof zur Tür des Spiegelturms.
Weiß der Teufel, warum man ihn den Spiegelturm nennt, er sieht doch so
schäbig aus… „Ich geh dann mal, tschüss, Lori“, sagte er zum Abschied und
steuerte auf den Speisesaal zu.

 

Aus dem Tschechischen von Hana Hadas